PORTRÄT: Johann Dubb aus Albershausen

Kontaktpflege in Slowakei und unter Freunden

Seit die Slowakei Mitglied in der EU ist, wurde auch die Kontaktpflege dorthin einfacher. Johann Dubb aus Albershausen besucht das Dorf Schmiedshau, das er mit 21 Jahren verließ, jährlich. Mit ihm kamen vor 30 Jahren viele Schmiedshauer in den Kreis Göppingen.


von LEONHARD FROMM


Die Familien heißen Dubb, Paulik oder Krebes. Was viele nicht wissen: Diese Clans, deren Mitglieder heute in Gammelshausen oder Uhingen zuhause sind, verließen nach der ersten Vertreibungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg vor rund 30 Jahren ihre slowakische Heimat. 570 Adressen deutschstämmiger Familien pflegt Johann Dubb aus Albershausen noch heute.



"97 Prozent von Schmiedshau waren deutschstämmig", sagt der 55-jährige über das Dorf, das bis zum Zweiten Weltkrieg mehr als 3000 Einwohner zählte. Fast alle kamen gen Westen vor allem in die Region bei Leinfelden, "weil ein Schmiedshauer dort schon vor 30 Jahren Stadtrat war und vielen weiterhelfen konnte." Heute sind die Ex-Schmiedshauer, deren österreichische Vorfahren 1393 den Flecken gegründet hatten, bis Kanada und Argentinien in alle Welt verstreut.
Bei allen vier Jahre stattfindenden Heimattreffen in der Leinfeldener Filderhalle, über jährliche Rundbriefe, Kulturaktivitäten in der einstigen slowakischen Heimat und neuerdings über eine Homepage hält Dubb die Kontakte zu möglichst vielen von ihnen. "Das Interesse der jüngeren Generation bröckelt aber massiv", hat Dubb festgestellt, dessen erwachsene Töchter auch nur noch ihm zuliebe bei der Pflege der Internetseite oder bei den Ehemaligentreffen helfen. Waren vor acht Jahren noch 800 Besucher aus aller Welt nach Leinfelden gekommen, waren es vor drei Wochen gerade noch 350. Darunter aber 50 heutige Schmiedshauer, die das Brauchtum seiner Ureinwohner hochhalten. Von den wieder gut 1200 Bewohnern stammen nur noch 50 von den einstigen Einwanderern ab. Der überwiegende Teil sind Slowaken, mit denen die Schmiedshauer der Katholizismus verbindet.
1999 wurde im Beisein des deutschen Botschafters in Schmiedshau deshalb ein für 150000 Mark restaurierter Marien-Bildstock wieder eingeweiht und aktuell wird die barocke Jakobuskirche für 150000 Euro renoviert. Dubb sammelt hierfür Geld unter den Verwandten in Deutschland und Übersee und wirbt für Fahrten in die alte Heimat, die letztlich auch den Tourismus ankurbeln.
So betreibt der Sozialarbeiter, der in Esslingen ein Weiterbildungszentrum für schwer vermittelbare Jugendliche leitet, letztlich Wirtschaftsförderung für die Slowakei. Die Armut der Bevölkerung bedrückt ihn. Monatseinkommen von 150 Euro seien keine Seltenheit und weil immer mehr der wenigen Fabriken in dem ländlich strukturierten Gebiet schlössen, liege die Arbeitslosenquote oberhalb 20 Prozent. Der Austausch junger Leute, die Vermittlung von Praktika und betriebswirtschaftliche Beratung könnten neue Aufgaben sein, die dem Netzwerk der Schmiedshauer unter dem Dach des Bundesverbandes der karpatendeutschen Landsmannschaft neuen Sinn verleihe, der den Traditionsclub auch für junge Leute attraktiv mache.
Dubb will dieses Thema im Vorstand vertiefen, zumal es 16 weitere deutschstämmige Dörfer wie Schmiedshau in der Region gibt. "Hau" verweise auf das Rohden von Wäldern, mit dem die Besiedelung im 14. Jahrhundert begonnen habe. Gold- und Silbermienen waren der Grund, weshalb vermutlich zunächst Bergwerksarbeiter die slowakischen Wälder urbar machten. Mehr zu Geschichte und Brauchtum hat Dubb auf der Homepage veröffentlicht. www.schmiedshau.de

(NWZ - Neue Württembergische Zeitung, 30. Juni 2004)

 

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