Inhalt:

1. Grüßen beiBegegnungen auf der Straße
2. Kam ein Gast in`s Haus
3. Kam ein Gast beim Essen in`s Haus
4. Vor dem Anschneiden eines Brotes
5. Beim Weggehen aus dem Haus
6. Verabschiedete man jemand auf eine große Reise
7. Bei der Begegnung mit in Arbeit befindlichen Menschen
8. Vor Beginn einer Arbeit
9. Vor dem Losfahren mit einem Fuhrwerk
10. Morgens beim Austehen hieß es
11. Ging man bei Gotteshäusern, Marterl oder Hl. Bildstöcken vorbei
12. Nieste jemand, sagte der Andere
13. Beim Brot backen
14. Zum Ende einer jeglichen Arbeit
15. Wollte man von einem anderen etwas haben, sagte man
16. Der Gebrauch von "Du" und "Ihr"
17. Bevor man zur Beichte ging
18. Im Namen Gottes! Von Alexius Moser
19. Bei Regenwetter, vor allem bei starkem Gewitter
20. Starb ein Familien-Angehöriger
21. Es war selbstverständlich
22. Erhielt man ein Geschenk
23. Weder am Hl. Abend noch am Silvester sollte Wäsche hängen
24. In Schmiedshau waren die Abende für Freier festgelegt
25. Ablauf einer Hochzeit in Schmiedshau bis zur Vertreibung 1945
26. Gebet vom Klink-Ann`la
27. Das Beten in den Volksschulen
28. Beim Zuprosten sagte man mit erhobenem Glas
29. Woher kam der Name "Csardas"?
30. Morgens beim Aufstehen hieß es
31. Zum Ende einer jeglichen Arbeit
32. Fremdenbesuche in Schmiedshau, die ihre Leistungen anboten
33. Sinnbild der Glocken in Schmiedshau
34. Bräuche zur Gesundung
35. Schmiedshauer Ausdrücke in Hochdeutsch u. Mundart,
Gokähg`leck, ein Gruß aus Schmiedshau von Ros`la-Pala
36. Zum Topf-Flicker sagte man "Drotar"
37. Jepäuj hieß der Pfannekuchen
38. Ohzekät war die Milch
39. Ein Schmiedshauer Gebet, von Anni Wenzel
40. A Schmiedshajar G’peet, vom Keb`la-Ann`la
41. Der Faschingsbrauch in Schmiedshau
42. Der Arbeitseinsatz unserer Ahnen in Ungarn vor 1918 von A. Wenzel
43. Zum Muttertag von Anni Wenzel
44. Zom Muttartog vom Keb`la-Ann`la
45. Schmiedshau im Wenzel der Jahreszeiten von A. Wenzel
46. Brot, das ganz besonders geehrt wurde
47. Spruch einer Schmiedshauer Bäuerin
48. Durch`s Schmiedshauer Jahr-
Djoch`s Schmiedshajar Joa- von Anni Brändl
49. Johannisfeuer - G`honneswajar


 

Gute Bräuche u.Sitten, wie beten, grüßen, geben und danken, sowie Arbeits-und Lebensgewohnheiten, die in Schmiedshau bis zur Vertreibung 1945 gepflegt wurden.

Die heute landläufigen Grußworte bezogen auf die Tageszeit - Guten Morgen, Tag, Abend, gute Nacht - waren in Schmiedshau vor dem 1. Weltkrieg selten.

 

Hochdeutsch

In Mundart

1.Grüßen bei Begegnung auf der Straße:

a) Gruß: Gelobt sei Jesus Christus! Gelobt sei Jesus Christus!
Antwort: In Ewigkeit Amen In Ewigkeit Amen
b) Gruß: Guten Morgen,Tag,Abend,Nacht N gu`n Morgen,Tog`,Ohmt,
Antwort: Gott schenke es uns Goot schenk`ses
c) Gruß: Grüß Gott! Grüß Gott!
Antwort: Grüß Gott! Grüß Gott!

2.Kam ein Gast in`s Haus hieß man ihn willkommen:

a) Seid mit Gott gekommen, willkommen! Seid`s Gott` n kommt!
b) Gruß: Gelobt sei Jesus Christus! wie vor
Antwort: In Ewigkeit Amen! wie vor
c) Gruß: Gott gäbe schon einen guten Tag! Goot gäh scho `n gu`n Tog
Antwort: Gott gäbe es! Goot boj ses gäh!
d) Nach der Begrüßung sagte der Hausherr zum Gast: Setzt euch und schneidet Euch Brot ab!

Setzt re nedar on schnei`re Prot oh!

Der Gast schnitt sich zwei kleine Scheiben ab und sagte "Ein Stück für die Mädels, ein Stück für die Buben." "Ah Renftäuj fje d`Mahn, ah Renftäuj fjed`Puw`n."

Dann schnitt der Gastgeber selbst eine größere Schnitte ab und übergab sie dem Gast.


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3.Kam der Gast beim Essen in`s Haus, hieß es:

a) Gruß: Gott segne es Euch! Gott g`seg`ne se!
Antwort: Gott vergelt`s, kommt eßt met ons! Gott v`rgäujt`s,kommt eßt met!
b) Gruß: Gott segne es Euch! Gott g`segne se!
Antwort: Migehalten! Metg`häujn!
Reaktion des Gastes: "Ich hab ja keinen Löffel." "Eh ho je kan Lefäuj"

 

4.Vor dem Anschneiden eines Brotes

machte man mit der Messerspitze an der Unterseite des Brotes drei Kreuze und sagte dabei:

"Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes , Amen!"

 

5.Beim Weggehen aus dem Haus oder von

anderen Treffs-bei der Verabschiedung:

Gruß: In Gottes Namen! ´N Gotts Noma!
Antwort: In Gottes Namen! `N Gotts Noma!

6.Verabschiedete man jemand auf eine große Reise. sagte man:

  Daß es Dir (Euch) schon gut gehen möge!

s dar (a ONei) scho boj gut schlauma

Dank: Unser Herrgott möge es geben Onsar Herrgott bojs gäh!

 

7.Bei der Begegnung mit in Arbeit befindlichen Menschen:

Gruß: Gott gebe Glück!

Goot gäh G`leck!

Antwort: Gott möchte es geben! Goot bojs gäh!

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8.Vor Beginn einer Arbeit sprach man:

  In Gottes Namen! oder

`N Gottes Noma! odar

  In Gottes heiligen Namen! `N Gottes heileng Noma!

9.Vor dem losfahren mit einem Fuhrwerk

nahm man sich die

Kopfbedeckung ab, machte mit der Peitschenspitze = (mem Gaßste`ng) drei Mal das Kreuzzeichen auf dem Boden und sagte:

  In Gottes Namen! `N Gottes Noma!

10.Morgens beim Aufstehen hieß es:

  In Gottes Namen stehen wir auf!

`N Gottes Noma steh`bar of!

  In Gottes heiligen Namen! `N Gottes heileng Noma!
Zum Schlafen gehen hieß es: In Gottes Namen geen wir schlafen! `N Gottes Noma geh`bar schlof`n!

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11.Ging man bei Gotteshäusern, Marterl oder Hl.Bildstöcken vorbei,

lüftete man kurz die Kopfbedeckung, grüßte leise:
Gelobt sei Jesus Christus, man bekreuzigte sich und betete
noch ein Vater Unser.

 

12.Nieste jemand, sagte der Andere:

  Gott hilf!

Gott huöjf!

Antwort: Gott vergelt`s Gott v`rgäujt`s!

Bei Beginn der Kornernte knieten alle nieder, beteten ein Vater Unser und endete wieder mit:

  In Gottes Namen! `N Gottes Noma!

Diesen guten Brauch pflegten auch die Schmiedshauer landwirtschaftlichen Partieführer (Bijät, Gazda) in Österreich und Deutschland in ihren Einsatzorten.

 

13.Beim Brot backen,

vor dem Einschieben des Brotteiges in den Backofen, wird mit der rechten senkrechten Hand auf der obersten Stelle des Brotes ein Kreuzzeichen leicht eingedrückt und dabei gesprochen: "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, in Gottes Namen!"

 

14. Zum Ende einer jeglichen Arbeit oder Unternehmens, dankte man mit:

  Vergelt`s Gott!

V`rgäujt`s Goot!

15. Wollte man von einem anderen etwas haben, sagte man:

  Ich bitte Sie, geben Sie mir dies oder das!

Seid g`pe`n, ge`mar jas odar dos!

 

16.Der Gebrauch von "Du" und "Ihr":

In unserer Elterngeneration sprachen sich noch die Eheleute mit "Ihr", "Ija",an. Alle Kinder und Jugendlichen sprachen nicht nur ihre Eltern, sondern alle älteren Menschen, bzw. Erwachsenen mit "Sie" oder "Ihr" = "Ija" an.

 

17. Bevor man zur Beichte ging,

bat man die Familien-Angehörigen einzeln um Verzeihung, denn es könnten ja inzwischen Beleidigungen erfolgt sein. Man reichte die rechte Hand und sagt:

  "Verzeih` mir`s ich bitte dich!" "V`rzeih`mes pes g`pe`n!"
oder: "Verzeiht mir`s bitte!" "V`rzeit mes seit g`pe`n!"
Antwort: "Verzeih`dir`s unser Herrgott!" "V`rzeih`des onsar Herrgott!"

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18. Im Namen Gottes!

Von Alexius Moser aus der Unterzips

Ende März begann in der alten Heimat die Frühjahrsarbeit auf den Feldern und Wiesen. Im Namen Gottes ging die Landbevölkerung daran, die Äcker zu bestellen: pflügen, säen, pflanzen. Während man sich auf der Dorfstraße und in den Höfen mit "Grüß Gott!" oder "Gelobt sei Jesus Christus!" begrüßte, war auf den Feldern stets "Gott geb`Glück!", (auf schmiedshaurisch "Goot geh G`leck!") und zwar je nach der Gegend in entsprechender mundartlichen Variation, ein Gruß,der aus der Freude am Schaffen gesprochen wurde, aber auch deutlich machte, daß an Gottes Segen alles gelegen ist.

"Gott geb`Glück!" riefen sich die Menschen zu, und "Gott möchte es geben!" "Gott gäb`s!"(in Mundart: "Goot bojs gäh!")- hieß die Antwort. Sie unterbrachen für kurze Zeit ihre Arbeit, sprachen ein paar aufmunternde Worte miteinander, redeten über das Wetter, erkundigten sich nach der Familie oder der Uhrzeit, und nach dieser kleinen Pause schafften sie unermüdlich weiter. Sie hatten für ihren Herrgott und für die Mitmenschen noch Zeit, sogar während ihrer drängenden Arbeit.

"Gott geb`Glück!" war ein Gruß, wie ich kaum jemals einen schöneren gehört habe. Bemerkenswert daran war auch, daß die Grußformel gleichermaßen bei den katholischen wie evangelischen üblich war. Von ihnen kann man sagen, daß sie in ihren Dörfern trotz der religiösen Unterschiede in Eintracht lebten. Es gab keinen ernsthaften Zwist zwischen den Volksgruppen, den Konfessionen und Juden.
"Gott geb`Glück!" war ein Gruß, der einen Segenswunsch aussprach und zugleich eine Bitte mitschwingen ließ: "Herr, segne die harte Arbeit!" oder "Laß aufgehen die Saat, die wir dem Erdboden anvertrauen!", "Lieber Gott möcht`es geben!" ("Goot bojs gäh!")

Der Gruß, der von der tiefen Frömmigkeit der Menschen in unserer Heimat zeugt, war eine der vielen Sprüche und Redensarten, die das Leben der Menschen begleiteten die die gegenseitige Verbundenheit ausdrücken und halfen, den schweren Alltag leichter zu machen. Sie stammten aus der Mundart, wie sie von den Dorfbewohnern gesprochen wurde. Das "Gott geb` Glück!" klang wärmer, persönlicher, als der Gruß "Guten Tag!", "Guten Morgen!" oder "Gute Nacht!"

Wenn wir Kinder einst - ach, wie lange ist das schon her!"- das Vesperbrot den Schnittern auf`s Feld hinaustragen mußten, wetteiferten wir miteinander, allen Schaffenden, an denen wir vorbeikamen, freundlich und vernehmlich unseren Gruß "Gott geb`Glück!" zu entbieten. Wie freuten wir uns nachher, wenn wir in der Runde der Großen sitzen durften und wenn wir sogar vom Vesper etwas abbekamen!
Und wenn den Schnittern zum Schluß ein Stamperl Schnaps (Prombei) zur Stärkung gereicht wurde, riefen auch wir ihnen zu: "Helf Gott!" oder "Gott segne es!"
Schmiedshajresch: "Huöjf Goot!" odar "Sengs Goot!"

Wenn ich nun hier in meiner neuen Heimat, in der es mir durchaus gut gefällt,über die Fluren oder durch die reifenden Ährenfelder wandere - stumm wie alle anderen, denke ich oft an meine Bergheimat in der Slowakei zurück.
Warum? - Nun, es fehlt mir der vertraute Gruß, wie er daheim bei der Arbeit üblich war: "Gott geb`Glück!" - "Gott gäbe es!" In Mundart: "Goot gäh G`leck!" - Goot bojs gäh!"

Bemerkung: Die Mundart im Hauerland und Unterzips waren sich ähnlich!

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19.Bei Regenwetter, vor allem bei starkem Gewitter,

setzte sich die Familie zusammen und betete den Rosenkranz zur Verhütung von Blitzschlag und Brand.

20.Starb ein Familien-Angehöriger,

wurde der Spiegel verhangen und die Pendeluhr zum Stillstand gebracht, die Angehörigen in Nah und Fern verständigt.
Der oder die Verstorbene wurde in der Stube des Hauses zwei Tage lang aufgebahrt. Im Trauerhaus vesammelten sich in den zwei folgenden Nächten Angehörige, Bekannte und Nachbarn, um Totenwache zu halten. Gebete wurden von 1-2 Klageweibern verrichtet, die auch vorbetend den Leichenzug zur Kirche und zum Friedhof und am Grabe begleiteten.
Um 24,oo Uhr vor dem Beerdigungstag wurde der Verstorbene in den Sarg gelegt. Zur Beerdigunszeremonie, das "Aussingen" genannt, trug man den Sarg vor das Haus, wo unter Leitung des Pfarrers und unter Mitwirkung des Kirchenchores die "Aussegnung" stattfand.

Auf dem Weg zum Friedhof trug ein Junge das Kreuz vorne weg. Dahinter gingen die Jugendlichen - die Jungen und Mädchen. Es folgte die Musikkapelle, wenn sie dabei war. Danach kam der Pfarrer mit seinen Meßdienern. Es folgten die Sargträger mit dem Sarg, dahinter die engsten Angehörigen. Zuletzt die Frauen.

Waren Trachtenträgerinnen bei dem Begräbnis = po d`r Leich erwünscht, trugen sie die blaue Tracht und gingen entweder vor dem Pfarrer oder neben dem Sarg. War der Verstorbene ein Kind oder Jugendlicher, trug ein weißgekleidetes Mädchen auf einem kleinen Kissen ein Kränzchen, daran festgemacht war links und rechts je eine längere Schleife, die zwei Mädchen trugen.
Starb ein Mitglied von der Meister-oder Malerzunft, bzw. von der Feuerwehr, begleiteten 10-12 Mitglieder neben dem Sarg gehend den Verstorbenen vom Sterbehaus bis zum Friedhof mit "Windlichtern" =(teergetränkte Fackeln).

Auf dem gesamten Weg bis zum Friedhof waren es max. drei km. Der Sarg lag auf einem Gestell mit vier Trage-Holmen. Vier Männer wechselten sich beim Tragen des Sarges ab. Beim Vorbeigehen des Trauerzuges an der Kirche, läuteten die Glocken zum letzten Geleit. Am Grabe sang der Kirchenchor noch ein Lied und der Pfarrer gab dem Toten mit den entsprechenden Gottesworten den letzten Segen. Wenn die Musikkapelle teilnahm, spielten sie auf dem Weg vom Sterbehaus

  • bis in den Friedhof - Trauermärsche,
  • vom Friedhof heimwärts - normale Märsche.

Nach der Beerdigung und der Totenandacht begab man sich zum "Oldomasch"- Totenschmaus, die Männer in das Gasthaus, die Frauen in`s Trauerhaus. Der Totenschmaus konnte beträchtliche Kosten verursachen, wenn bei einem prominenten Verstorbenen die Feuerwehr, die Musikanten und die Zünfte beteiligt waren.

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21.Es war selbstverständlich, daß man an Sonn-und Feiertagen

vormittags zur Hl. Messe und nachmittags zur Litanei ging.

22.Erhielt man ein Geschenk, sagte man:

  "Wenn ich dir das nicht bezahlen kann, wird dir`s der liebe Herrgott im Himmel bezahlen.

Be edes net kina p`zäujn, betes d`r lieba Herrgott `m Himmäuj p`zäujn.

23.Weder am Hl.Abend noch am Silvester sollte Wäsche aufgehängt werden, noch über Nacht hängen bleiben, da sonst jemand aus der Familie sterben würde, erzählte man sich.

24.In Schmiedshau waren die Abende, die zum Besuch als Freier bei ihren Mädchen stattfinden sollten, (ada Wreih geh), festgelegt. Es waren die Tage: Dienstag, Donnerstag und Samstag. Man nannte diese Abende: ( "Jank`la-Ohmt!") "Janker-Abend!" -------- Deren Einhaltung wurde von der Bevölkerung besonders beachtet.

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25. Ablauf einer Hochzeit in Schmiedshau bis zur Vertreibung 1945,

aus dem Gedächtnis aufgeschrieben von Anni u. Broisl Groß, Kiel, Mai 1995. Zugrunde lag die Schilderung im Heimatbuch I, Seiten 128 bis 139 und die Niederschrift von Rudi Schwarz von der Aufführung 1976.

Die Vorbereitungen:

Wenn sich das heiratswillige Paar gefunden hatte, gingen sie zum Ortspfarrer,

zum "Einschreiben"="Eischreim", um das Aufgebot zu besprechen. Zum festge-legten Hochzeitstermin wurde das zukünftige Brautpaar von der Kanzel in der Kirche an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen in der Hl.Messe verkündet. (`S ofg`pot boa g`mocht ). Die Hochzeit konnte dann erst erfolgen, wenn von der Bevölkerung innerhalb der drei Wochen keine Einwände kamen.

Zwischendurch führte der Pfarrer mit den Brautleuten im Pfarrhaus mehrere Aufklärungsgespräche über die Verhaltungsweise einer christlichen Ehe, genannt: die "Christenlehre". Oft waren es gleichzeitig mehrere Brautpaare.
Man sagte: Sie gehen zur Lehre - (Sie geh zod`r Lea ).

Während dieser drei Wochen wurden die Hochzeitsgäste formlos vom Brautpaar eingeladen. Normalerweise fand die Hochzeit im Elternhaus des Bräutigam`s statt.

Nun begannen die Hochzeitsvorbereitungen.

Je nach Sitte des Hauses wurden ein Schwein, ein Kalb oder ein Schaf geschlachtet. Es war Tradition, daß jeder geladene Hochzeitsgast oder Familie zum Backen, nach Gutdünken, Lebensmittel spendeten, wie z.B.: Mehl, Zucker, Butter, Eier, Mohn, Milch, Quark, Nüsse u. a. Auch gute Nachbarn und gute Freunde, die nicht geladen waren, haben sich daran beteiligt.
Diese Zutaten wurden Tage vor der Hochzeit bei den Eltern des Brautpaares abgegeben, denn gebacken wurde in beiden Elternhäusern, bereits ab Donnerstag. Diese gute Tradition kann aus einer Notzeit herrühren, die bis 1945 beibehalten wurde.

Das "Bettfahren" - ( `S Pett wijän )

Am Vortag der Trauung - immer am Samstagnachmittag - wurde die Aussteuer der Braut (symbolisch die Kleider), das Federbett und die Kommode auf einem Leiterwagen mit geschmücktem Pferdegespann aus dem Haus der Braut in das Haus des Bräutigams gefahren.
Mitgefahren sind: der Hochzeitslader - d`r Pe`moh, der Brautführer - d`r Druschpa, d` Kegäujpraut, die Brautjungfer - d` Drauschka und die jungen, geladenen Hochzeitsgäste. Die Mädchen und die Frauen waren in der Schmiedshauer Festtracht. Während der Verladung der Aussteuer, der gesamten Fahrt und beim Abladen wurden kräftig Hochzeitslieder gesungen, wie:

  • Gesten boalee no a Maräuj . . .
  • Po meinar Muttar . . .
  • Raus, Maräuj, raus . .
  • Schatzelein, ich will dich lieben . . .
  • Schatz, mein Schatz, reise nicht so weit . . .

Die Straßensperre - ( D`Stroß ohspjarn - Wiazieh met Hemmke`n)

Diese Fahrt von der Braut zum Bräutigam war mit Hindernissen verbunden. So haben sich einige Freunde zusammengetan und bauten an einer geeigneten Stelle der Straße ein Hinderniß auf. Mitten auf der Straße wurde ein Tisch und vier Stühle aufgestellt. Bis zum Eintreffen des Wagens nutzten sie die Zeit zum Kartenspiel. Quer über die Straße wurde eine geschmiedete Eisenkette = Hemmkett, gespannt. Sobald der Wagen zu dem Hindernis kam, mußten sie anhalten und über den "Zoll" -Lösegeld - ("Wreikaf`n) verhandeln, bis es zu einer Einigung kam. Die Höhe des vereinbarten Betrages richtete sich nach dem Besitzstand der Brautleute. Die Verhandlungspartnerin der Braut war die Beistandsfrau der Braut, d`Kegäujpraut. Der Hochzeitsschnaps und Gebäck gehörte zur Freigabe der Fahrt.

Beim Betreten des Hauses des Bräutigam`s mit der Aussteuer wurde das Lied

  gesungen und dies in Mundart:

Auf hochdeutsch:

  Goot geh`G´leck do nei.
Do preng` b`re a Prait`la rei.
Bet`s re net g`wohlen,
be bia ses holen!

Gott gebe Glück hier hinein.
Hier bringen wir euch ein Bräutelein herein.
wird sie euch nicht gefallen,
werden wir sie behalten.

Der Hochzeitstag am Sonntag

Die Braut war weiß gekleidet mit Schleier und Kranz.

Die Kegäujpraut war in der Festtracht gekleidet und als Kopfbedeckung hatte sie ein "Drümel". (`S Dremäuj) (Genaue Beschreibung siehe im Buch Karpatendeutsche Trachten u. Tänze, erstellt im Auftrag der Karpatend. Landsmannschaft, Stuttgart, BRD, Seiten 21-25)

Nur wenige alte Frauen in der ganzen Gemeinde beherrschten die Haube fachgerecht auf den Kopf zu bringen. Deswegen mußte sich die Kegäujprautam Hochzeitstag zeitig in der Früh für einige Stunden zu dieser Frau begeben. (Durch diese Kopfbedeckung konnte sie nur noch geradesaus sehen.) In dieser Kleidung verblieb sie bis weit nach Mitternacht. Die meisten Mädchen und jüngeren Frauen gingen zur Hochzeit in der Festtracht.

Bei der Hochzeit treten die Personen mit folgenden Namen auf:

  Der Bräutigam

d`r Praikäp

  Die Braut

d`Praut

  Der Bittmann - d`r Pe`moh, verheiratet u. der Zeuge des Bräutigams
  Der "Gute Mann" d`r "Guta Moh" = der Zeuge der Braut
  Die Beistandsfrau der Braut d` Kegäujpraut
  Der Brautführer d`r Druschpa
  Die Kranzljungfer d` Drauschka, von den Brautleuten bestimmt u.gebeten
  Die Hochzeitseltern Die Brauteltern und die Eltern des Bräutigams

 

Der Bittmann-(Pe`moh) und der Brautführer-(Druschpa) gingen am Sonntag Morgen von Haus zu Haus, um die vorher bereits eingeladenen Gäste vom Bittmann nochmals offiziell zur Teilnahme am Hochzeitsfest einzuladen.
Der Bittmann sagte z. B.: " Liebe Freunde! Wir sind gekommen, Euch zu grüßen und im Namen des Hochzeitshauses einzuladen, und das Brautpaar in die Kirche zur Trauung zu begleiten. Wir treffen uns heute um (Zeit angeben) im Hochzeitshaus des Bräutigam`s. Die Einlader wurden durch ein Getränk verehrt.

Nur wer am Sonntag eingeladen wurde, nahm an der Hochzeit teil.

Normalerweise war der Bittmann-(Pe`moh) ein Verheirateter, möglichst eine Respektperson, denn er war für die gesamte Organisation und problemlosen Ablauf der Hochzeit verantwortlich. Der Brautführer -(Druschpa) war ledig und war dem Pe`moh zur Hilfe beigeordnet. Beide traten mit einem geschmückten Spazierstock auf u. mit einem Angesteck . Der Druschpa hatte einen mit mehrern Bändern geschmückten Hut.
Als Bittmann konnte auch ein lediger, gesetzter "Knecht" eingesetzt werden.

Vor dem Kirchgang zur Trauung versammelten sich alle Hochzeitsgäste im Haus

der Brauteltern. Alle erhielten ein Angesteck - ein Sträuschen Rosmarin mit einer Schleife, die im Hause der Braut angefertigt worden waren..

Der Bittmann tritt mit der Braut vor die Brauteltern und sagte:

"Sehr geliebte Brauteltern!
Es tritt heran die feierliche Stunde, in welcher wir uns da so freudenvoll versam- melt haben, um Euer liebes Kind in ein neues Leben hinein zu begleiten. Mit Ehrfurcht bittet Euch der sehr geehrte Bräutigam um den Segen für den neuen Ehestand.
Er bittet Euch mit Ehrfurcht Euren Liebling -(Namen nennen), besonders Euch, liebe Mutter, weil sie Eure bereits treueste Stütze war - zu seiner Ehegattin freizugeben. Die Trennung verursacht zwar einen großen Schmerz in Eurem guten Elternherz, doch die Hoffnung Euer geliebtes Kind mit ihrem geliebten Bräutigam am eigenen Herd glücklich zu sehen. Möge Eure große Sorge sich zur Beruhigung und zur Freude verwandeln. Damit aber Eure liebe Tochter ihr neues Leben glücklich durchwand`le, spendet Ihr Euren Elternsegen, der sie bei allen Gefahren beschützen soll."
"Nun glückliche Braut, empfange den Elternsegen und nimm Abschied von deinen Eltern und Geschwistern, ja ganz von deinem Elternhause, wo du bis jetzt deinen sichersten Schutz hattest. Sollte es dir wohlergehen, so denke mit treuem Herzen an deine liebe Eltern. Ziehe nun hin im Gottvertrauen mit deinem geliebten Bräutigam vor Gott zu dem Altar, um einander ewige Treue zu schwören und Stärke zu schöpfen für das neue Leben. Seid glücklich miteinander und vergesset nie, daß ohne Gott kein Segen ist!
Gelobt sei Jesus Christus !"

Die Brauteltern machen das Kreuz und alle gehen zur Kirche.

Bevor sich der Hochzeitszug in Bewegung setzt, sprach der Bittmann den Wunsch aus: "Gehen wir in Gottes Namen!"

Reihenfolge:
1. Die Braut mit dem Brautführer,
2. der Bräutigam mit der Brautjungfer,
3. der Bittmann mit der Kegäujpraut,
danach schließen sich alle paarweise an.
Am Schluß des Zuges gingen die Eltern der Brautleute.

Der Weg zur Kirche und nach Hause wurde immer zu Fuß zurückgelegt und wenn es 3 km waren. An die Nutzung eines Gefährtes stand nie zur Debatte.

Beim Eingang in die Kirche ertönte die Orgel und alle Kirchgänger sangen das

Hochzeitslied -- Der Eh`stand

Hör an mein Christ, was ich erklär`:
Wo kommt der Eh`stand her? Merk auf mit Fleiß!
Er ist von keinem Menschen nicht, Gott hat ihn selber eingericht
ìm Paradeis, im Paradeis.

Als Gott den Adam erschaffen hat,
macht er`s, daß er schläft; im Schlaf tut`s nicht weh.
Er nimmt ein`Ripp` aus seinem Leib und bauet ihm daraus ein Weib.
Setzt ein die Eh`, setzt ein die Eh`.

Der Eh`stand ist ein hartes Band,
er muß durch Priesterhand verbunden sein.
Niemand sich erwägen kann, der dieses Band auflösen kann,
als Gott allein, als Gott allein.

Der Eh`stand ist ein` harte Buß`,
er bringt auch viel Verdruß, auch Kreuz gibt`s viel.
Man muß sich ja nur bilden ein, daß einmal muß geschieden sein,
so lang Gott will, so lang Gott will.

Sankt Paulus spricht den Eh`stand gut,
die Seligkeit den Eheleuten sagen tut.
Wer liebt und vertraut auf Gott und halten tut auch sein Gebot,
es sei schon gut, es sei schon gut.

Ich bitte euch, Ihr Hochzeitsgäst`,
die Brautleut` nicht vergeßt und seid so gut,
verricht` für sie noch ein Gebet, daß sie den Eh`stand recht betret`
und halten tun und halten tun.

Ade, jetzt gratulier` ich Euch,
den Frieden wünsch` ich Euch bis in den Tod.
Ich möcht Euch wünschen Glück und Segen
und nach dem Tod das ewige Leben.
Das geb` Euch Gott, das geb` Euch Gott.

Die Trauung in der Kirche hat mit der gewohnten Zeremonie stattgefunden.

Das Brautpaar mit den Hochzeitsgästen begibt sich mit fröhlichen Gebähren zu Fuß in das Hochzeitshaus. Bei einigen Hochzeitsfeiern begleitete die Musikkapelle den Hochzeitszug in die und aus der Kirche. Während der Zug in die Kirche sich friedlich verhielt, juchuzt er beim Gang aus der Kirche. Der mitgenommene Hochzeitsschnaps wurde vom Druschpa auch an die am Straßenrand stehenden Bekannten und Freunde ausgeschenkt.
Vor dem Hochzeitshaus spielte die Blaskapelle noch einige Musikstücke zum allgemeinen Tanz auf.
Das Brautpaar und die Hochzeitsgäste begeben sich in das Hochzeitshaus, die Musiker bekommen noch zu Essen und zu Trinken und verabschieden sich.

Bei einigen Hochzeiten spielte die Kapelle auch während der gesamten Hochzeitsfeier zum Tanze auf. Sonst gab es die drei-Mann-Kapelle mit Ziehhar-monika, (Schifferklavier), Geige und Schlagzeug, oder auch die Zigeuner-Kapelle.
Für das Essen im Hochzeitshaus sorgte die Hochzeitsmutter, für das Trinken bemühte sich der Hochzeitsvater. Getrunken wurde nur der selbsgemachte "Hochzeitsschnaps".

Die Braut verteilt nach Mitternacht den "Brautstriezel" -
("`N Prautstrezäuj")

Um 24 Uhr zog sich die Braut um und legte sich eine Festtagskleidung an. Es ist ein seidener weiter Rock, eine seidene Bluse und eine blaue Schürze (Wiaschjezäuj) und ein seidenes Kopftuch.

Den Brautkranz und den Schleier legte sie in den Hut des Bräutigams. (Damit sollte bekundet werden, daß die Braut mehr Rechte erhält. Und deshalb haben klevere Freunde des Bräutigam`s in seinem Auftrag versucht, den Hut vorher zu verstecken!)

In dieser Kleidung ging nun die Braut in Begleitung der Kegelbraut von Gast zu Gast, bot ihnen den "Brautstriezel" (ein selbstgebackener Zopfkuchen) zum Abschneiden eines Stückes an. Jeder schnitt sich nur zwei kleine Happen = Renftäuj ab, man sagte dabei: "einen von der unteren, einen von der oberen Seite". Dies sollte "für einen Jungen und für ein Mädchen der Braut gelten!" Die Braut übernahm den Striezel und schnitt selbst ein großes Stück ,`n Knuban, für jeden Gast ab. Dafür bekam die Braut von jedem Geld - das war das "Hochzeitsgeschenk". (Andere Hochzeitsgeschenke gab es nicht.) Die sie begleitende und noch in der Festtracht befindliche Kegelbraut nahm das Geld in Empfang und steckte dies in ihre Schürze.

Gefeiert wurde bis der Tag anbrach. Dann begab sich das Brautpaar auf den Weg zum Elternhaus der Braut, in Begleitug mit der Musik und den noch übriggebliebenen Hochzeitsgästen.
Dort bekam der Rest der Gäste noch ein Frühstück. Damit endete die fröhliche und schöne Hochzeitsfeier.

Essensbräuche zur Hochzeit:

Es gab Kaffee und Kuchen, Fleischsuppe mit Nudeln,Gekochtes Rindfleisch mit eingemachtem Gemüse und Obst.
Aus Erzählungen gab es in früheren Zeiten als Hauptgericht zu Essen u, a,: Bohnensuppe - (Wisojn - Lebät ) und Knoblauchsuppe - (Scho`m - Lebät) und die Hochzeit soll bis zur Jahrhundertwende drei Tage lang gedauert haben.
Zur Hochzeit wurde eine große Menge Kuchen gebacken:
Zopf, Mohn-, Nuß-, Quark-u.Pflaumenmus- Bäugel, Zuckerkuchen u. Brautstriezel.

Moh -, Noß -, Käs- u. Lekbar - Pagäuj, Zockarkuch`n on Prautsrezäuj.
Rezept: Der Schmiedshauer "Hochzeitsschnaps" = Branntwein,
Prom`mei bzw. Prom`bei met "Kbitt" g`mocht

Zutaten und Zubereitung:
250 g Zucker anbräunen, immer rühren, danach
1 l kaltes Wasser zugießen und rühren,
1 Briese Kümmel und
2 - 3 Stück Nelken beigeben und kochen lassen, in`s kochende Wasser
1,5 l Weingeist - 90%-ig (als "Kbitt" gekauft) vorsichtig zugießen!
Zum Schluß flammbieren! - den Deckel leicht öffnen, das Streichholz-Feuer hinhalten, den Deckel schnell schließen!
und ziehen lassen.

Bemerkung: Dieser "Branntwein", genannt "Hochzeitsschnaps", wurde zu Hause in jedem Haus selbst zubereitet. Getrunken wurde er nur zu feierlichen bzw. zu besonderen Anlässen, wie: zu Neujahr, Ostern, Weihnachten, Richtfest, vor allem zu Hochzeiten. Er kann heiß und kalt getrunken werden.

Weitere Bemerkungen:

Der Ausdruck "Verlobung" wurde in Schmiedshau bis 1945 weder diskutiert, noch fand jemals praktisch eine Verlobung statt.

Weil die meisten heiratsfähigen Männer und Frauen alljährlich ab ca März bis November, oftmals bis Weihnachten in der Fremde auf Arbeit waren, fanden die Hochzeiten im Winter, zumeist in der Faschingszeit und zu Ostern statt, und zwar immer nur am Sonntag Nachmittag zur Litaneifeier. An manchen Sonntagen wurden mehrere Trauungen durchgeführt.

Nachforschungen ergaben, daß in Schmiedshau bis zur Vertreibung 1945 nur eine Ehescheidung stattfand. Auch diese Ehe wurde wegen Ungültigkeit vom Pabst wieder getrennt.
Von ca 3800 Einwohnern in Schmiedshau sind ca. 400 bis 800 arbeitsfähige junge Menschen Jahr für Jahr vom März bis November, oft bis Weihnachten in die Fremde auf Arbeit gegangen. Die Familienmitglieder und die Eheleute waren meistens getrennt. Daß keine Ehen geschieden wurden ist heute unvorstellbar.

Die Festtracht, in der Mundart "S Mied`la" genannt, wurde zu folgenden Anlässen in Schmiedshau getragen:

1. Zur Hochzeit - grundsätzlich in roter Tracht. In blauer Tracht, wenn zuvor irgendwann ein Trauerfall in der Familie oder Verwandtschaft stattgefunden hat. War der Trauerfall kurze Zeit davor, wurde auf dieTeilnahme bei der Hochzeit verzichtet.

2. Zur Beerdigung - wurde nur die blaue Tracht angezogen. Dort nahmen meist nur Ledige, also Mädchen teil.

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26.Gebet vom Klink-Ann`la, schon als Mädchen:

In Gottes Namen fang ich an,
mir helfe Gott, der helfen kann.
Wo Gott mir hift, wird alles leicht,
wo Gott nicht hift, wird nichts erreicht.
Drumm ist das Beste was ich kann,
in Gottes Namen fang ich an!

27.Das Beten in den Volksschulen von Broisl Groß

1) In der Staatsvolksschule in Schmiedshau:
Diese besuchte ich von der 1. bis zur 7. Klasse, von 1923 bis 1930.
Es wurde nur in der Religionsstunde gebetet. Der Religionsunterricht wurde von unserem Heimatpfarrer Jakob Bauer gehalten.

2) In der oberen Gemeinde-Volksschule in Schmiedshau
Dort wurde vor jedem Unterrichtsbeginn das "Vater Unser" gebetet. In der Zeit des Lehrers Otto Steinitz von 1924 bis 1931 wurde auch manchmal anstatt des "Vater Unser" gebetet, ein Lied gesungen, wie z.B.:

  • "Die güld`ne Sonne"
  • "Sind wir alle aufgestanden von dem Tisch und von der Bank" u. a.

3) In der Volksschule in Loosdorf, Nieder-Österreich:
Dort besuchte meine Frau Anni Groß diese Volksschule von 1925 bis 1933 das 1. bis 8. Schuljahr. Vor dem täglichen Unterricht wurde folgendes Gebet gesprochen:

Heil`ger Geist, komm zu verbreiten,
über uns die Gnadenpflicht,
daß wir immer weiter schreiten,
immer lernen unsere Pflicht.
Hilf, daß in unserer Brust,
das Erlernte wohlbehalten
und im Guten nie erkalten.

Danach mußte jeden Tag ein anderer Schüler oder eine andere Schülerin allein und laut das "Vater Unser" beten.

Am Freitag, als um 9,00 Uhr von der Kapelle das Glockengeläut erklang, wurde der Unterricht unterbrochen, die Schüler standen auf und gemeinsam wurde laut gebetet:

Es ist Finsternis entstanden,
als die Juden den Herrn Jesus Christus gekreuzigt haben.
Um die neunte Stunde rief der Herr Jesus mit lauter Stimme:
" Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
Mit geneigtem Haupt gab er seinen Geist auf.
Darum Jesus Christ, beten wir dich an und preisen dich.
Denn durch dein bitteres Leiden und Sterben,
hast du die ganze Welt erlöst. Amen.

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28.Beim Zuprosten sagte man mit erhobenem Glas:

Wunsch: "Helf Gott!" Huöjf Goot!
Antwort: "Segne es Gott!" Seng`s Goot!
Ein besonderer Spruch:
  Helf Gott in den Himmel hinein, wo die schönen Mädchen sind! Huöjf Goot `n Himmäuj nei, bo da schen Maräuj sei!

29.Woher kommt der Name "Csardas" = ungarisch, deutsch = Tschardasch?

Elmar Gunsch erläuterte bei einer Fernsehsendung am 23. 6. 1990, daß es früher in einem kleinen Ort in Ungarn mit dem Namen Csardas gegeben haben soll, in dem man den ganzen Tag tanzen konnte, vorwiegend den Tschardasch. Es spielten fortlaufend, abwechselnd andere Musikkapellen, in Schmiedshau hies die Musikkapelle, "d` Banda".

30.Morgens beim Aufstehen hieß es:

  In Gottes Namen steh`n wir auf! `N Gottes Noma stehbar oof!
Zum Schlafen gehen hieß es: in Gottes Namen gehen wir schlafen! `N Gottes Noma gehbar schlof`n

 

31. Zum Ende einer jeglichen Arbeit oder Unternehmens,

dankte man mit: Vergelt`s Gott! V`rgäujt`s Goot!

 

32. Fremdenbesuche in Schmiedshau, die ihre Leistungen anboten.

In früheren Zeiten (vor 1944) kamen Slowaken aus Nachbarorten ins Dorf und boten Ihre Hilfe bei der Bevölkerung an:

  1. Für Glasreparaturen - ein "Oblokar"
  2. Für Topfreparaturen - ein "Drotar"
  3. Ein "Messer - u. Scherenschleifer"= a Messar - on Schejänschleifar
  4. Ein Pferdefuhrwerker mit Kastenwagen ein Lumpensammler "Hotscharmoh". Dieser sammelte Stoffreste, alte Kleider und bot dafür Porzellan-Geschirr, wie Tassen und ändere kleine Hausartikel an.
  5. Für den häuslichen Gebrauch bot der "Lacno Joschka" =der "Billige Josef", Kurzwaren, wie Nadeln, Nähgarn, (Zwirn), Knöpfe, Kämme u. ä. an.
  6. Nach der Kirschernte kamen sie an Sonntagen mit Pferdegespann und Kastenwagen und boten "Stadtkirschen", große rote und schwarze Kirschen zum Kauf an.
  7. Nach der Winterschlachtung der Schafe kam der bekannte "Fellsammler - Kürschner" aus Deutsch-Proben, fragte nach Schaffellen und bot dafür seine Erfahrungspreise an. Er kannte bereits seit Jahren seine Lieferanten.

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33. Sinnbild der Glocken in Schmiedshau

Die Glocken hatten früher einen festen Platz im Leben einer Gemeinde. Sie waren für die meisten Menschen die Uhr, die sie zur Arbeit rief, auf bestimmte tägliche Gebetszeiten hinwies und den Feierabend ankündigten.

Sie machten Aufmerksam auf die Sonntags-und Feiertags-Kirchgänge.Siebegleiteten Prozessionen, Hochzeiten und Beerdigungen. Sie kündeten vom Tod eines Menschen. Bei Gefahren aller Art wurde geläutet,bei Feuer,Sturm, ebenso bei Feindes-Angriffen. Die Glocken-sie sind Künder der Unendlichkeit!

Welche Aufgaben wurden den Glocken in der Gemeinde Schmiedshauer zugeordnet?
Welche im Kirchturm und welche in der Kapelle im Oberort?
Was ist mit den Glocken im Kirchturm geschehen?

Der Kirchturm und alle drei Glocken, die Große, Mittlere und Kleine, sind durch Kriegseinwirkung beim Ansturm der russischen und rumänischen Truppen am 5.4.1945 auf Schmiedshau kaputt geschossen worden. In der Kapelle waren zwei Glocken vorhanden. Die Größere wurde nach dem 2.Weltkrieg in den Kirchturm gebracht.

Wann und mit welcher Glocke wurde zu welchem Anlaß geläutet?

Die Hl. Mese am Sonntag oder Feiertag, Hochamt genannt, fand um 10 Uhr statt. Zur Hl. Messe wurde gerufen durch das Läuten

a) mit der großen Glocke um 9 Uhr
b) mit der kleinen Glocke um 9 Uhr 30
c) mit allen drei Glocken um 10 Uhr, genannt: zusammenläuten - zohaf lei`n d) Morgens, Mittags u. Abends mit der kleinen Glocke.
e) Am Freitag wurde um 11 Uhr Vormittag geläutet - es war die Sterbestund Jesu Christi. Dazu wurde u.a.gebetet:

Wir danken Dir Herr Jesu Christ,
daß Du zu uns gekommen bist.
Laß Deinen Tod und Pein
für uns nicht verloren sein. Amen.

f) Geläutet wurde auch am Faschings-Dienstag in der Nacht um 23 Uhr.
Man nannte dies "das Klotz-läuten". Dies bedeutete, das Ende der Faschingszeit und damit der Beginn der Fastenzeit

g) Am Gründonnerstag wurde um 9 Uhr Vormittag mit allen drei Glocken geläutet, es hieß: "Gloria waschen".( Wir liefen alle zum Bach und wuschen uns dort). Es hieß: "Die Glocken fliegen jetzt nach Rom". Ab dieser Zeit wurden die "Läutvorgänge" anstatt mit den Glocken vom Kirchturm mit der "Klopatsch" "Tscheg`rek", Ratsche durchgeführt. Die Meßdiener, die bei der Hl.Messe vorher die Klingel bedient haben, verwenden nun eine kleine "Klopatsch", ebenso auch bei anderen kirchlichen Vorgängen in der Folge - Fastenzeit.

h) Mit allen drei Glocken wurde auch am Karsamstag um 9,oo Uhr geläutet, es hieß ebenfalls "Gloria waschen"- die Glocken kamen zurück aus Rom. Nun wurde weiterhin mit den Glocken geläutet. Auch die jungen Burschen spielten mit der "Tscheg`rek" = Holzschellen während der Fastenzeit.

i) Geläutet wurde noch zur Frühmesse, zur Litanei, Rorate, bei Hochzeiten, Begräbnissen und Prozessionen.

j) War jemand gestorben, wurde mit der kleinen Glocke geläutet, man nannt dies "Klänga", dabei wurde das Zugseil mit dem Fuß so gezogen, daß der Klöppel auf der einen Seite der Glocke zwei Mal anschlug, das dritte Mal nur einmal auf der anderen Glockenseite. Das konnte nicht jeder! War der Verstorbene eine männliche Person, wurde drei Mal geklängt, also mit zwei Pausen. War die Verstorbene eine weibliche Person, wurde nur eine Pause eingelegt.

k) War ein großes Gewitter im Anzug, wurde mit allen drei Glocken geläutet. Es hieß, es wird das Gewitter weggeläutet!

l) Bei einer Brandkatastrophe wurde mit der großen Glocke so geläutet, daß man mit dem Klöppel nur auf einer Glockenseite anschlug. Dazu sagte man stürmen!" War man auf dem Feld beschäftigt und man hörte dieses Läuten, ließ man die Arbeit sofort liegen, lief nach Hause zu helfen, denn man wußte ja nie, wo der Brand tobte. Die Feuerwehr hat längst ihren Einsatz eingeleitet.

m) In der Kapelle wurde geläutet: Frühmorgens zum Gebet: Der Engel des Herrn, zu Mittag und am Abend,sonst zu den Rosenkranz-Gebeten und zu " 7 Schmerzen Marias". Bei Verstorbenen wurde "geklängt".

Bemerkung: Das Glockengeläute empfanden die Schmiedshauer nicht nur als sehr dankbar, sondern als notwendig! Die meisten Leute hatten doch keine Uhr. Deswegen achtete man beim Tagesgeschehen zu Hause und auf dem Felde gerne auf die Glockenklänge zu den bestimmten Zeiten, sonst auf den Sonnenstand.

Anerkennung: Die Kirchendiener und die Beauftragten die immer zu läuten hatten, hatten viel zu tun denn sie mußten genau auf die festen Zeiten achten!

Mein besonderer Dank gilt der Frau Gisela Latzko=Kobsa-Gisa-Miehmäuj, geb.1903. Von ihr erhielt ich zu den vorgenannten Punkten viele Hinweise.

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34. Bräuche zur Gesundung

Bei Kopfweh und anderen Krankheiten kochte man Heilkräuter,

z.B. Tausendguldenkraut, wusch sich mit dem Sud Stirn und Körperteile. Falls er schlickig wurde,wurde er im Hof oder Garten über den Zaun gegossen, mit den Worten: "Bi schnäuj o dex Bossar do nolaft, aso schnäuj sueuj mei (Name nennen) bedar g`sond bäjän." (Wie schnell dieses Wasser da hinunterläuft, so schnell soll mein (Name nennen) gesund werden.)

Bei Ohrenreißen ging man zu einem Batsch (Schäfer), der eine besondere Baumrinde besaß, die angezündet wurde, aber keinen sichtbaren Rauch entwickelte. Der Rauch wurde durch einen kleinen Trichter langsam ins`Ohr geblasen. Nach zweimaliger Wiederholung war der Schmerz weg.

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35. Schmiedshauer Ausdrücke in Hochdeutsch und Mundart

Aufgestellt und vorgetragen beim Schmiedshauer Treffen zu Pfingsten 1984 in Leinfelden von Paul Kotschner, Ros`la-Pala

Gokähg`leck, ein Gruß aus Schmiedshau.
Gobojs gäh´, die Antwort von Mann und Frau.
Ja Mritz`n, Annen, Pischten, Pain on Seff`n,
embeh komm`tar inda bedar zom Treff`n?
Embeh komm`tar inda bedar hea?
Schmizajresch est goa net a so schbea!
Of ahs mißtar sei bi p`sess`n -
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

D`linka Totsch, das war bekannt,
in Schmiedshau als die linke Hand.
Ein Bismarkhering hieß d`Russäuj,
ein Kuß hingegen war ein Pussäuj.
Miehmäuj, die Anrede für die Frau,
p`trascht, war jemand, wenn er blau,
ein Grescho (z) war ein Mann schon alt,
in den Gefühlen schon ziemlich kalt.
Lok`tsch`n war ein Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

`S Kos`la muäuj`ng, kennt doch jeder,
das hieß soviel, jetzt geht`s an`s Leder.
Kriban, ein selbst gebogener Stock,
Zapo hieß der Ziegenbock.
Botsch`nhap, war ein Dickschädel,
Maräuj, sagte man zum Mädel.
D`Tschiatschka war der Rest von Haaren,
die nach dem Haarschnitt noch auf dem Kopfe waren.
G`pantzsch war ein schlechtes Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

D`r Bello war der männliche Hund,
g`tschek`ret, doch ziemlich bunt.
Wenn jemand hatschte, tat er hinken,
eine Musikband , das waren `s Klin`ng.
Suzet war schmutzig, gar nicht sauber,
`s Jog`la - entresch, verbunden mit Zauber.
Les`n sagte man zum schimpfen
und fro`m hieß in Schmiedshau - impfen.
Rafle`ng war ein Schmiedshauer Essen,
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

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36.Zum Topf-Flicker sagte man Drotar,

Wischkei hieß der Notar.
Der Bock der Schafe, d`r Baran,
hatte auch die Hörner drann.
Eines weiß ich ganz genau,
das Schaf war seine Frau.
D`r Regäuj, ein hoher Berg,
`s Graz`la, klein wie ein Zwerg.
Pogatschäuj war ein Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

Schlotarketz, Behälter für den Wetzstein,
Maschkäuj, rief man das Schwein.
Koßak, der Name für den Sichel,
d`r Mechäuj, war halt der Michel.
Die gelben Rüben waren in Schmiedshau d`Kba`ng
on kletsch`n nannte man das Knacken.
D`Kronn waren die Raben,
Klana Puw`n, die Knaben.
Seifäuj, war ein Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

D`Kjapetz, ein einfacher Schuh` mit Bund.
Gar mancher hatte die Finger wund,
um die Lotsch`nlechäuj zu finden
und den Schuh`dann festzubinden.
Nichts gutes war d`Lid`rei,
ein Teil vom Ort - d`r Wielapai!
A Stibäuj war ein Teil vom Ganzen,
Schabernack, d`Ischk`lanz`n.
Stengäujbjeschtäuj war ein Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

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37Jepäuj hieß der Pfannekuchen,

Asanjadok tat man fluchen.
Käujbäuj sagte man zum Kalb,
Äujp, der Name für den Alp.
Anstatt Begräbnis gab`s d` Leich
und Fußball spielte man im Teich.
Die Leiter klingt bi Latar,
unser Pfarrer war der Kobipatar.
Kokabie on kokabea:
Schmizajresch est goa net schbea!

Waldhüter war der Teiwäuj-Drasch,
als Kartenspiel das Mariasch.
A`Raj`la war ein enger Gang,
marod war einer, wenn er krank.
D`Suka war die Frau vom Hund,
on Kiakack sagte man zum Schlund.
D`Teden on`s Jog`la waren Gespenster,
d`Wiahäng hingen am Fenster.
Kokabo on kokabea
Schmizajresch est goa net schbea!

Scho`mlebet ist die Knoblauchsuppe,
`s est mar ahs, gleich ist mir Schnuppe.
Hotscharmo hieß der Lumpensammler,
zum Glück gab`s noch keine Gammler.
Grämäuj sagte man zum Wassergraben,
Drähmäuj gab`s zum Obstabschlagen.
In Schmiedshau hieß die Ziege Kosa,
ein dummes Weib a tomma Trosa.
Kokabo on kokabea:
Schmizajresch est goa net schbea!

A Momm`lar, das war eine Hummel,
Tschick ein Zigarettenstummel.
A Rechäuj war ein munteres Reh,
a Zegar vom Fuß, der große Zeh.
Rendez-vous: gleich "ada Wreih",
bald danach gab`s Vottarbei!
Bei der Hochzeit wurd`g`wrendet,
und der Vortrag ist beendet.
Kokaben on kokabea:
Schmizajresch est goa net schbea!

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38.Ohzecket war die Milch, sauer nicht mehr gut,
Gäuj hatte jemand wenn er in Wut.
Po`ng hieß dort sich ducken,
spjetz`n sagte man zum Spucken.
D`r Profleck, eine schön bestickte Weste,
a Splissäuj war halt nicht der Beste.
Es gab auch einen Kirchenchor,
Wiz`learäuj, der Wurm im Ohr.
Jepäuj war ein Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

G`bjoff`n hat jemand, wenn er geschmissen,
wuchs jemand schnell, war ihm d` Pott g`ress`n.
Der Name für`s Küken war einfach `s Griesäuj,
die Pfifferlinge hießen Liesäuj.
Wißt ihr, daß der Pud`lar,
der Name für Geldbörse war?
`S Tepäuj, die Bezeichnung für den Topf,
a Schuran war ein alter Knopf.
Gran`tiamarsch war ein Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

Wenn`s in Schmiedshau auch mal brannte,
alles durcheinander rannte.
Dazu gab es groß Geschrei:
Rettaj! rettaj! rettaj! rettaj!
Die Feuerwehr kam schnell herbei,
an der Spritze der Strakapai!
Er war in Schmiedshau sehr bekannt,
als Feuerwehr-Kommandant.
`S Grea-Lebät war ein Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

Hatte man Schmerzen, so tat`s bieh,
egal ob Kopf, Bauch oder Knie.
D`r Bitschik, ein kleines Federmesser,
g`wahmt haben nur die Fresser.
Die Ente hieß in Schmiedshau d`Katsch,
im Kirchturm stand die große Raatsch.
Preräuj war ein kleiner Quell,
hattest du die Schbutz, mußtest mal schnell.
Die Buchta war ein Schmiedshauer Essen-
Schmizajresch tea-bar net v`rgess`n!

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39. Ein Schmiedshauer Gebet, von Anni Wenzel, Freiburg

  1. Lieber Gott, Du hast erschaffen die Welt,
  2. hast uns als kleine Pünktchen auch draufgestellt,
  3. dazu Schafe, Pferde und andere Rinder.
  4. Dann hast Du gesagt, so meine Kinder.
  5. Jetzt seid nur recht fleißig, bewahrt alles, besonder Eure Kinder!

  6. Lehrt sie beten und halten die heiligen Gebote,
  7. dann werden sie bestimmt gut gedeihen und leiden nie Not.
  8. Wir haben diesen guten Rat auch angenommen,
  9. und jeden neuen Tag auch die Arbeit im Namen Gottes angefangen.
  10. Nie haben wir zu danken vergessen,
  11. für das tägliche Brot und das Essen

  12. Gearbeitet haben alle fleißig und viel,
  13. wenn es zu schwer wurde, gedacht an Dich,
  14. wie Du für uns das Kreuz getragen,es hat dich fast erdrückt.
  15. Deshalb trägt jeder von uns, auch geduldig seine Bürd`.

  16. Vom Himmel erzählten den Kindern Vater und Mutter,
  17. auch von der Muttergottes, die Barmherzige und Gute.
  18. Wir tun sie auch alle sehr verehren,
  19. ein heiliges Bild von ihr sollte in jedes Haus gehören.
  20. Deine heiligen Schutzengel waren auch immer mit uns,
  21. und schenkten uns meistens ihre Gunst.

  22. Sie beschützen besonders die Kinder alle,
  23. aber auch uns Alten von mancherlei Gefahren.
  24. Aber lieber Gott, auch wir waren nicht immer gut.
  25. Manchmal verließ uns auch der Mut,
  26. immer streng zu halten Deine heiligen Gebote.
  27. Viele Male hatten wir verschiedene Ausreden gehabt.
  28. Dann und wann war auch Neid und Streit
  29. bei uns allen auch nicht weit.
  30. Lieber Gott, tuh uns deshalb nicht verdammen,
  31. wir wollen uns bessern, haben wir uns fest vorgenommen.

  32. Lieber Gott, uns gefällt`s auf dieser Welt,
  33. es ist uns einerlei wo Du uns hinstellst.
  34. Wir waren überall fleißig, haben es zu etwas gebracht,
  35. aber über eins haben wir bestimmt oft nachgedacht,
  36. warum die Menschheit auf Deine Gebote nicht hört
  37. und alles auf der Welt zerstört.

  38. Die Fische, Vögel, Fliegen, Wald und Gras geht kaputt, ist das nicht fürchterlich?
  39. Die letzte Hoffnung setzen wir auf Dich.
  40. Die ganze Welt und unsere Zeit liegt nun in Deinen Händen.
  41. Nur Du allein kannst ein größeres Unglück von uns wenden.

  42. Du hast ein großes, gütiges Herz, kannst alles verzeih`n.
  43. Lieber Gott, mach die Welt wieder gesund, schön und neu!
  44. Nun gib uns allen zu unserem weiteren Leben, Deinen Segen dazu,
  45. und wenn wir sterben, laß uns in Deinem Gottesacker selig ruh`n!

40. A Schmiedshajar G`peet, vom Keb`la-Ann`la

  1. Liebar Himmäujwotar, Du host d`rschoff`n d`Buäujt,
  2. host ons äujs klana Penkt`n`la ach drofg`stuäujt.
  3. D`rzu Schäfäuj, Ressäuj on ond`ra Rendar.
  4. Om host g`sogt, asoo mei liem Kendar,
  5. etza sei`nje reet wleißeg, tut äujs poboen, p`sondes Eijar Kendar!

  6. Lejät sa pee`n on huäujn d`heileng G`poot,
  7. om bensa p`stemmt g`ro`n on lein nie Not.
  8. Bia hon jan gu`n Root ach ohg`nomma,
  9. on iehn nei Toog, ach d`Oabet `n Noma Gottes ohg`wonga .
  10. Nie hobar zo don`ng v`rgess`n,
  11. fjes täglecha Proot ons Ess`n.

  12. G`oabet hobar olla wleißeg on wueuj,
  13. bens zo schbea g`buen est, g`docht of Dee,
  14. bi Du fje ons s`Kreiz g`trong, s`hot De mast d`rknijät.
  15. Jasthäujm trägt iedar vo nons, ach g`däujdeg sei Pijät.

  16. Vom Himmäuj hon d`rzuöjt `n Kenden Wotar on Muttar,
  17. ach vo d`r Muttargottes, d`Barmherzega on Gutta.
  18. Bia tuhsa ach olla sea v`rejän,
  19. a heilegs Puöjräuj vo nia sellet a niets Haus g`hejän.
  20. Dei heileng Schutzengäuj ba`n ach inda met ons,
  21. on honres ach mjars`ns g`schenkt ijar Gonst.

  22. Sie p`schitz`n p`sondes d`Kendar olla,
  23. odar ach ons Äujn vo moneng G`woen.
  24. Odar liebar Goot, ach bia ba`n net inda gut.
  25. Monegsmoj ho`res ach v`rloß`n d`r Mut,
  26. inda streng zo häujn Dei heileng G'poot,
  27. wueuj moj hobar ach kokabita Ausrehn g`hot.
  28. Kokaben boa ach d`r Streit, p`nons ach net beit.
  29. Liebar Goot, tuh ons jasthäujm net v`rdomma,
  30. bia bueujn res pessen, hobares west wiag`nomma.
  31. Liebar Goot, a nons g`wueujts of djar Buäujt,

  32. `S est res aas, bo Du res doastuäujst.
  33. Bia ba`n ebaräujn wleißeg, hons ach zo bee g`procht,
  34. odar ebar aas hobar p`stemmt scho wueujmoj nochg`docht,
  35. embee d`Menschheit of Dei G`bote net hejät,
  36. on äujdes of d`r Buäujt zostejät.
  37. D`Wesch, Wegäuj, Wlieng, Bäujd on Groos geht zogrond,

  38. est jas net wuachteg?
  39. D` letzta Hoffneng setzbar etza of Dee.
  40. D`gonza Buäujd on onsar Zeit, leit etza a Dein Hän`n.
  41. Nje Du allaa kost a grässes Ohgleck vonons ben`n.

  42. Du host a grobs, gietegs Jatz, kost äujdes v`rzeih.
  43. Liebar Goot, moch d`Buäujd bedar g`sond, schee on Nei.
  44. Geh res etza a nolla zo onsem beit`rem Leem, Dei Seng d`rzu,
  45. on bembar stejäm, lores a Deim Gottesockar seeleg ruhn!

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41. Der Faschingsbrauch in Schmiedshau, von Broisl Groß

Der alte Brauch vom Faschingsrichter war in Schmiedshau für längere Zeit unterbrochen. Nach der Weltwirtschaftskrise, als sich das kulturelle Leben stärker entwickelte, und von der jungen Generation stark mitgetragen wurde, hat man sich der schönen Sitte vom Faschingsrichter erinnert.
Es war 1937 oder 1938, als sich auf Initiative von Johann Greschner, Endes-Hans und mehrerer interessierter Schmiedshauer, junge Burschen im Saal der Gast- wirtschaft Josef Richter, im Konsum zusammenfanden, um den Faschingsrichter zu ermitteln.
Getreu nach altväter Sitte, trafen sich die Burschen, um aus den Reihen den "Richter" zu wählen, der über den ganzen Fasching das Zepter des Frohsinns und der Heiterkeit zu schwingen, aber auch für Ordnung im Wirtshaus zu sorgen hatte. Am Donnerstag vor Fasching (Gaidoinarschtog) wurde gewählt. Nicht nur der Richter, auch sein Gefolge mußte mit absoluter Mehrheit gewählt werden. Bei der Wahl ging es lebhaft zu, da ein großer Kreis von Helfern gebraucht wurde. Neben dem Faschingsrichter mußte der Nebenrichter, 12 Geschworene, 1 Schenk, 4 Bittleute und 4 Lujen gewählt werden.

War die schwierige Arbeit der Wahl getan und die Gewählten hatten ihr Amt angenommen, so trat der Richter sein Amt an. Bevor man sich am Faschings-sonntag der Lustbarkeit und dem Frohsinn hingab, ging der Faschingsrichter mit seinem Gefolge, begleitet von einer Musikkapelle und der ganzen Jugend, Nachmittag zur Litanei in die Kirche. Nach dem Vesper-Gottesdienst ging es mit flotten Marschweisen ins Wirtshaus, wo der Faschingsrichter mit seiner Ehren-Dame den Tanz und somit den Fasching eröffnete. Am Abend kamen dann die Mütter heiratsfähiger Töchter mit Krapfen in`s Wirtshaus, die dann von der Tochter mit ihrem Verehrer (Jonkar) im Nebenzimmer bei einem Glas Wein verzehrt wurden. Die größte Ehre einer Krapfenbackerin war es, wenn ihre Krapfen als die Besten galten, die man je gegessen hatte, gelobt und restlos aufgegessen wurden.

Am Faschings-Montagmorgen gingen die 4 Bittleute mit den Lujen, (maskierte Burschen, Lutzen) je 4 auf jeder Seite der Dorfstraße in die Häuser der jungen Mädchen und auch der reichen Bauern, mit dem Spruch:"Der Faschingsrichter schickt uns, daß auch Ihr gebeten seid, uns eine Gabe überreichen würdet. Die Gaben bestanden meist aus einem Stück Speck, Stengelwurst, (geräucherte, abgelagerte Knoblauchwurst), Schinken, Eiern oder einem Geldschein. Es war ein ungeschriebener Brauch, je reichlicher die Faschingsgabe ausfiel, umso begehrter war die heiratsfähige Tochter, und umso angesehener war auch der Spender oder die Spenderin. Die Bittleute hatten sich für diesen Zweck ihre Hüte mit langen, mehrfarbigen Schnüren (Schleif`n) versehen und der Spazierstock war ebenfalls wie bei einer Hochzeit mit einem Sträußchen geschmückt.

Die Lutzen hatten einen langen Spieß, auf dem der Speck, Wurst und Schinken aufgefädelt wurden, sowie einen großen Henkelkorb für die Eier bei sich. Auf diese Weise hatte man im ganzen Dorf seine Spenden erbeten, was natürlich den ganzen Montag in Anspruch nahm. Im Oberort bestimmte man vorher ein Haus, wo sich alle sammelten. Die Musikkapelle leitete unter frohen Klängen von dort aus die 4 Bittleute mit ihren Begleitern, an der Spitze der Faschings-richter und Nebenrichter, den Geschworenen und dem Schenk, der gesammten Jugend mit großem Halloo durch den Ort ins Gasthaus. Die reichen Gaben, die man gesammelt hatte, wurden in einem Nebenraum untergebracht und am Faschings-Dienstag bei einer Lizatanda (Versteigerung) verkauft.

Am Faschings-Dienstag begann der Tanz meistens schon um 3 Uhr Nachmittag, da ja pünktlich um 12 Uhr Nachts der Tanz zu Ende sein mußte.Am Ascher-Mittwoch, nach dem Gottesdienst trafen sich der Faschingsrichter und alle Helfer im Gast- haus, um den Fasching zu begraben und den Reinerlös des Fasching-Montags aufzuteilen. Ein größerer Geldbetrag wurde immer für die Armen der Gemeinde zur Verfügung gestellt.

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42. Der Arbeitseinsatz unserer Ahnen in Ungarn vor 1918
von Anni Wenzel, Keb`la-Anni, Freiberg, April 1983

Die verschlungenen Wege,führten sogar in die königliche Burgen und Schlösser. Der alte Mea`n-Drasch, auch "Bohaty-Andrasch" (Reicher Andreas) genannt, besaß nicht nur eine große Schafherde, Ochsen, Kühe und ein Gasthaus. Er war auch als Fuhrmann tätig und beförderte Schindeln und vieles andere;hauptsäch- lich aber das berühmte und begehrte Glas aus der "Hutta", heute Gapel genannt, in die entlegendsten Orte. Seine Wege führten ihn mit dem Glas auch bis nach Budapest,der damaligen Hauptstadt von Ungarn, dem Tor der großen Welt, ja sogar bis in die Königliche Burg. Allerdings "nur" zum Hintereingang. Seine Tochter Julia, zweitälteste von 7 Kindern, begleitete ihn oft auf den beschwerlichen, wochenlangen Fahrten mit dem Pferdewagen dorthin. Auf diese Weise bekam sie erste Kontakte mit der weltberühmten Stadt Budapest und einen kleinen Einblick in das Leben auf der Königlichen Burg. Immer und immer wieder versetze sie dies in großes Staunen. Diese Begegnungen sollten nicht ohne Einfluß auf ihr späteres Leben sein.

Mein Großvater, Mea`n-Stjewo, und Großmutter Schön Eva, arbeiteten auch mit vielen anderen Schmiedshauern ebenfalls in Budapest und zum Teil auch in den Burganlagen. So war es nicht verwunderlich, daß meine Mutter 1893 in Budapest das Licht der Welt erblickte und sogar in einer berühmten Kirche, an der Fischer-bastei, getauft wurde. Durch Bekannte kam die aufgeweckte Julia (Knespäuj-Jula) nach Wien, wo sie das Kochen, insbesondere aber das Nähen und den Umgang mit allerlei Dekorationsmaterial,vor allem Blumen, etc. erlernte. Aufgrund ihres forschen Auftretens, hatte sie dort bald einige Mädchen zu beaufsichtigen. Sie erzählte uns immer gerne Episoden aus jenen Zeiten.

Einmal waren die Mädchen dabei, den österreichischen Strudel-und Nudelteig herzustellen. Während dieser Arbeit sangen sie ein schwermütiges, melancho-lisches Liebeslied. Dementsprechend langsam waren auch ihre Bewegungen mit dem Nudelholz auf dem Teig. Da kam Julia herein, schimpfte wegen der langsa-men Arbeit und ordnete an: "Ab sofort wird schneller, undzwar ein Marschlied dazu gesungen, sonst werden die Strudeln und Nudeln nie fertig!"

Einige Jahre später kam sie nach Budapest zurück, auf die Königliche Burg, wo sie als Dekoratorin tätig war. Da fühlte sie sich so richtig in ihrem Element und schien allen Anforderungen und Situationen gewachsen zu sein. In den Sommermonaten residierte dort Kaiser Franz Josef mit seinem Hofstaat. Das war die größte Zeit für Julia. Er war als redseliger und gutmütiger Herrscher bekannt und sprach oft mit seinen Bediensteten beim Gang durch die Burg. Julia erzählte gern von den persönlichen Begegnungen und Gesprächen mit dem Kaiser.

Julia nahm später jeden Sommer weitere Mädchen mit in die Burg, unter anderem meine Mutter. Sie pflegten und hegten dort die vielen Rosen und Blumen in den großen Außenanlagen.Auch da kam der Kaiser oft vorbei und hatte selbst für die Gärtnerinnen immer einige freundliche Worte, wenn sie in ehrerbietender Haltung zu seiner Ehre das Lied sangen: "Kaiser Franz Josef soll hoch leben, Gott soll ihm die Gesundheit geben..."

Eines Tages wurde auf der Burg hoher Besuch erwartet und Julia hatte alle Hände voll zu tun. Sie war ja für die Blumen und sonstiger Dekoration verant-wortlich. Bei der Endinspektion stellte sie fest, daß die Bäumchen und Sträucher doch etwas spärlich und mager aussahen. Kurzerhand ließ sie einige Kisten Zitronen und Orangen herbeibringen, die dann mit grünen Bändchen an die Bäumchen und Sträucher gehängt wurden, als wären sie dort gewachsen. Somit war für Julia die Situation gerettet.

Auch nach ihrer Heirat mit Johann Hänsel verbrachte sie die Sommerzeit noch einige Jahre in Budapest und auf der Burg. Ihre zwei Söhne gingen auch dort zur Schule u.in die Lehre.(Bilder und Porträtaufnahmen zeugen von dieser Zeit.) Der Sohn Andreas wanderte später nach Kanada aus. Nach dem ersten Weltkrieg lebte die Jula-Miehmäuj in Schmiedshau beim Knespäuj (Spitzname) in zwei Holzhäuschen, mit einer kleinen Landwirtschaft. Neben dem Haus war ein kleiner Garten mit wunderbaren Rosenbäumchen, an Pfählen angebunden. Auf den Pfählen steckten bunte Glaskugeln.In den Gartenbeeten wuchsen seltene Blumen, Ableger aus dem Königlichen Garten, die sie liebevoll pflegte.In den Sommer-monaten, wenn mein Vater als Zimmermann und meine Mutter als Köchin, in den entlegenen größeren Städten, wie viele andere ihrer Arbeit nachgingen und nur alle 14 Tage, oder 4 Wochen nach Hause kamen, mußte ich bei ihr wohnen. Diese Zeiten sind mir noch gut in Erinnerung.

Meine Großtante Jula-Miehmäuj führte ein strenges Regime, dem sich alle im Hause fügen mußten. Sie hatte eine Schneiderei und beschäftigte sechs bis sieben Lehrmädchen (Bild im Heimatbuch II), die haupsächlich Weißzeug und Braut-Aussteuer nähte. Für mich war es richtig aufregend zwischen den meter-langen Stoffbahnen, surrenden Nähmaschinen und bügeleisen-schwingenden Lehrmädchen durchzuschlüpfen. Tante Julia war so richtig in ihrem alles be-herrschendem Element, das ihr angeboren erschien. Jeder bekam die Arbeit zugeteilt. Ihre Schwester mußte die groben Arbeiten im Haus, Stall und Scheune verrichten, selbst ihr Mann bekam seine Arbeit zugeteilt. Er hatte genug mit dem Holz-sägen und -hacken zu tun, denn wohlig warm mußte es die Tante immer haben.

Sie hatte einen Zeitplan, der genau eingehalten werden mußte. Ich selbst mußte, als ich schon zur Schule ging, die Kleider wechseln und bekam zum "Gries`la" =Gänse-hüten ältere und weniger schöne Kleider zum Anziehen. Wehe es kam jemand vor dem Mittag-oder Abendläuten nach Hause. Sie selbst widmete sich mit Hingabe dem Kochen, weil sie gerne aß. Sie war eine hervorragende Köchin und wir wurden so für manche Plagerei entschädigt. So gab es wochentags nicht nur Eintopf, wie "Lebät, (Eintopf) Knet`la und Jep`la", sondern oft sonntägliche Speisen, wie Rind- oder Hühnersuppe, Pörkölt, Szegediner Gulasch, gefüllte Paprika. Eine ihrer Spezialitäten war Wiener Päuscherl mit Semmelknödeln. Für sich hatte sie immer einen guten Tokayer parat, den sie zwar mäßig, dafür aber regelmäßig nach den Mahlzeiten zu sich nahm. Sie sagte, das wäre Medizin und sie bräuchte ihn zur Verdauung. Etwas ganz besonderes hatte es mit dem zweiten Holzhäuschen auf sich. Dort wohnten zeitweise ihre Enkelinnen, Julia und Zita, wenn sie aus Kanada für längere Zeit bei ihr waren. Aber der Dachboden interessierte Zita und mich am allermeisten. Trotz Verbot stiegen wir oft hinauf und stöberten oben herum. Oh Gott, was war da für ein Sammelsurium von außergewöhnlichen Sachen. Truhen mit alten komischen Kleidern, Hüten, Blumenkörbchen, Puppen und Puppenstuben, Sonnenschirme, Porzellanfiguren und eine Menge alter Bücher. Manche Sachen wohl etwas ramponiert und ange-schlagen, aber für uns Kinder zum Ergötzen. Wir zogen uns alte Kleider an, setzten uns Federhüte auf, hängten uns Plunder um den Hals und waren rundum so richtig glücklich.

Die Tante erzählte uns später, daß alles aus Budapest stammt, (vielleicht königlicher Abfall?) Zwei ganz alte verschlissene Bücher mit Lederdeckel hielt sie in der "Äujm`rei" (Eckschränkchen) unter Verschluß. Darin wurde nur heimlich gelesen, wenn alte Leute zu ihr kamen. Es handelte sich um ein Traumdeutebuch und um ein Wahrsagebuch. Ich bat oft abends vor dem Einschlafen mir aus ihrem Leben aus Budapest und von dem Aufenthalt im Schloß zu erzählen. Da erwachte in mir die Sehnsucht, diese Stätten einmal persönlich kennen zu lernen.

Inzwischen war ich des öfteren in dieser herrlichen Stadt, dem Geburtsort meiner Mutter, da uns auch bis heute noch verwandtschaftliche Kontakte verbinden. Ich fand vieles vor, wie ich es von den Erzählungen meiner Mutter und meiner Tante gehört hatte. Manches freilich etwas verblaßt, die frühere Königliche Burg zerstört, aber immer noch Zeugen einer großen Vergangenheit, ein Stück lebendige Geschichte.

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43. Zum M u t t e r t a g! von Anni Wenzel, Freiberg

1 M u t t e r, Du hast mich unter großen Schmerzen geboren,
dort in Schmiedshau vor vielen Jahren.
Hast mich genährt und in der Wiege geschaukelt,
herumgetragen und an Deinem Herzen gehalten.

2 Du hast mir gezeigt am Himmel die Sterne,
ich sagte zu Dir: "Ich hab Dich sehr gerne!"
Du hast mich Abends im Bett zugedckt,
morgens, wenn`s Zeit war, wieder geweckt.

3 Du hast, wenn ich krank war, bei mir gewacht.
Konnte ich wieder laufen, eine gute Butterschnitte gemacht.
Du hast mich immer in die Kirche mitgenommen,
mit mir den Rosenkranz gebetet u. in der Messe gesungen.

4 ich hab es nicht vergessen,
was für gute Sachen ich bei Dir immer gegessen.
Du hast mir Jep`la, Nußbeugel und Kuchen gebacken,
hast mich gelehrt im Gärtlein jäten und die Zwieblein hacken.

5 M u t t e r, mit Dir bin ich in`s Gebirge zur Heuernte gegangen.
Dort hast Du mit mir kleine Heuschrecken und Grillen gefangen,
hast mit mir Haselnüsse, Erdbeeren und Himmbeeren gepflückt.
Wie gerne denke ich noch daran zurück.

6 Du hast mir schöne Geschichten erzählt und Lieder gesungen.
Manchmal hast auch geschimpft, wenn ich in die Pfützen und
Gräben gesprungen.
Ich hab`Dir Margarethen und Vergißmeinnicht gepflückt,
Du hast mir schöne Pullover, Strümpfe und Socken gestrickt.

7 Bei Dir hatte ich Schutz Tag und Nacht,
auch wenn mir die Leute von allerlei Geistern Angst gemacht.
Keine Tödin (Geist) und Wassermann konnte mich fangen,
ich bin nur immer schnell zu Dir gegangen.

8 Du hast im Herbst Marmelade (Lekbar) gekocht,
für den Winter Kraut und noch vieles andere eingemacht.
Das alles hab`ich gelernt von Dir, von Dir,
das alles fand schon vielmals Verwendung im Leben bei mir.

9 M u t t e r, ich bin auch in der Welt weit herumgekommen,
aber zu Weihnachten wieder nach Hause zu Dir gekommen.
Am Hl. Abend hast Du Loketsch`n gemacht u.am Christbaum die Kerzen angezündet.
Wir sind bis zur Christmette um den Tisch gesessen, haben
Glück und Freud`empfunden.

10 Du freutest Dich, wenn ich`ne eins geschrieben,
verloren uns im Krieg, ich suchte Dich u. fand Dich, als wir waren vertrieben.
Damals gabst Du mir Dein letztes Stückchen Brot.
Du sagtest: "Iß Du es, ich hab` keinen Hunger", in dieser großen Not!

11 Du hast auch damals im fremden Land,
über mich gehalten Deine fürsorgliche Hand.
Hast mich gelehrt, auch mit sehr Wenig auszukommen,
bis eine bessere Zeit die Ängste von uns genommen.

12 jetzt brauchst Du Dich nicht mehr zu sorgen um mich,
doch ich denk` noch voller Freude alle Tage an Dich.
Ich hab` Dich noch immer sehr gerne,
seìt jener Zeit zu Haus`,als Du mir zeigtest am Himmel die Sterne.

13 Tausende Zeilen könnte man noch aus Dankbarkeit schreiben
und Dank und Anerkennung in die Welt über Mütter hinauschreien.
Für alle Mütter (besonders für die Schmiedshauer), sind diese Zeilen gedacht,
die ihre Kinder Gutes gelehrt, sie durch eine glückliche Kindheit geführt, Elend und Nacht.

14 Für ihre ganze Liebe, Sorge, Mühe und Not,
sage ich heut`allen ein herzliches Vergelts Gott!

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44. Zom M u t t a r t o g !

vom Keb`la-Ann`la, Freiberg, 6.2.1986

1 Muttar, Du host me ondar grom Bieh g`poen,
dot `m Schmiedshaa fje weuj Joen.
Host me g`nejät on adar Bieg g`hotscht,
on remg`trong po Deim Jaz eig`ketscht.

2 Du host mar `m Himmäuj g`zagt d`Stejän,
eh ho zo Dia g`sogt: "Eh ho De gejän!"
Du host me `s Zomt `m Pett inda zug`deckt,
`s Fries, ben`s Zeit boa, bedar ofg`beckt.

3 Du host, ben eh kronk boa, po mia g`bocht.
Ben eh bedar g`sond boa, a guta Pottarschnett g`mocht.
Du host me ada Kijäch metg`nomma,
met mia `n Ros`nkronz g`pe`n, on po d`r Meß g'songa.

4 Eh hoß net v`rgess`n,
bo fje guta Soch`n eh po Dia ho g`gess`n.
Du host a mia Jep`la, (Kartoffelpuffer), Noßpagäuj on Wlaschkuch`n g`po`ng,
host me g`lejät `m Geat`la jä`n on d` Zbeb`la ho`ng.

5 Muttar, met Dia pele `s G'pijäk zom Heemoch`n gonga,
dot host Du mar klana Heereß`la on Grutsch`n g`wonga,
host mar Hos`neß, Pea on Hempäujn g`fleckt,
bi gejän denk` eh no drof z`reck.

6 Du host a mia schena G`schichtäuj d`rzuöjt on Liedar g`songa.
Monegsmoj host ach me`mar g`lest, ben eh pe ada So`n on ada Gremäuj g`spronga.
Eh ho a Dia G'honnespluma on V`rgißmeinicht g`fleckt.
Du host mar schena Swet`la, Stremp on Wußhack`la g`streckt.

7 Po Dia hot eh Schutz Tog on Nocht,
ach ben (men) mar hon d`Leit von Jog`len Ängs`n g`mocht.
Ka Teden on Bossarmo ho me kina wonga,
eh pe häuj glei zo Dia g`spronga.
8 Du host `m Heabest Lekbar (Povidl) g`kocht,
fjen Bentar Kraut onom no kok`bo ondes eig`mocht.
Jas äujdes hole vo Dia g`lejät,
jas äujdes boa mar `m Lehm sea weuj bejät.

9 Muttar, eh pe ach adar Buäujt weuj remkomma,
odar of d` Beinoch`n pele inda zo Dia `n Hahm komma.
`M Heileng Ohmt host Du Lok`tsch`n g`mocht, on ow`m Bepäuj
d`Keaz`la ohg`zon`n.
Adar Chrestnocht hobar olla Gleck on Wreid g`won`n.

10 Du host De g`wreit, ben eh adar Schuj ho a Aaß (1) g`schrem.
`M Krieg hole De v`rloen, g`sicht on g`won`n, bibar ban` v`rtrem.
Suäujt host mar geh` Dei letzt`s Steck`la Prot.
Du host g`sogt: "Eß Du`s nje, meh hänget`s net a djar grom Not!

11 Du host ach no suäujt `m wrem`n Lond,
ebar mia g`häuj`n Dei ohg`oab`ta Hond.
Host me g`lejät, ach met sea beneng auszokomma,
pores a pess`ra Zeit d` Ängs`n hot g`nomma.

12 Etza prauchst De net mea heama em meh,
odar eh denk no olla Tog vollar Wreid inda of De.
Eh ho De no inda seja gejän,
seit janar Zeit, d` Hahm, bi Du mar host g`zagt `m Himmäuj d` Stejän.

13 Tausende Zeijäujn kindet eh no eb`da Muttar schreim,
on `n Donk fje äujs Gutta ada Buäujt naus schrei.
Fje olla Mittar (p`sondes fje d`Schmiedshajar) sei den Zeijäun g`mocht,
bo ija Kendar Gut`s g`lejät, sie djoch a gleck`lecha Kendheit g`wijät, Elend on Not.

14 Fje ja gonza Lieb`, Soeg, Mieh`on Not,
sog` eh heit a nolla Mittar "V`r gäujt`s Goot!"

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45. Schmiedshau im Wechsel der J a h r e s z e i t e n
oder von Ahnen zu Ahnen, von Anni Wenzel (Keb`la-Anni)

Es war einmal und das ist lange her, (bis 1945)
den Jungen klingt es schon fast wie `ne Mär.
Ein Dorf umgeben von Gebirg` der Kleinen Karpaten,
Schmiedshau, wo wir unser schönes zu Hause einst hatten.

Unsere Ahnen lebten dort seit mehr als 600 Jahren,
man kann sagen, daß sie recht zufrieden u. glücklich waren.
Das Leben war mit viel Müh` und Arbeit verbunden,
doch sie haben dies als ganz normal empfunden.

Man sagt, viele kämen aus dem Schwabenland,
kein Wunder, das Spätzlebrett ist mit dem Knet`labrett arg verwandt.
Und mit dem berühmten Fleiß der Häus`lebauer,
das haben ja auch die Schmiedshauer.

Unser Leben war ausgerichtet nach den Jahreszeiten,
daran gewöhnten wir uns schon als Kinder bei Zeiten.
Kultur, Brauchtum und tiefe Religiosität
bestimmten unser Tun von früh morgens bis spät.

Ein Sonntag ohne Kirchgang, unvorstellbar, nicht möglich,
viele gingen zur Kirche sogar alltäglich.
Tischgebete, Engel des Herrn, in der Fastenzeit jeden Abend den Rosenkranz,
erfüllte uns mit Frieden und inneren Glanz.

Oft war`s in der Kirche auch bitter kalt,
die Mäntel gar dünn und schon etwas alt.
Dafür war`s uns im Herzen recht heiß,
wenn wir inbrünstig sangen zu Gottes Lob und Preis.

Kamen im Frühjahr die Vögel aus dem Süden geflogen,
sind viele von uns in die Welt hinausgezogen.
In manigfaltigen Berufen arbeitendes Volk,
hat man ihnen überall große Achtung gezollt.

Beim Bau der Staatsoper ano 1910,
waren auch viele Schmiedshauer in Stuttgart zu seh`n.
Als rechte und fleißige Handwerksleut, ist zu berichten,
wollte man auf ihr Fachwissen nicht gern verzichten.

Viele junge Leute zog es nach Preßburg, Prag oder Brünn,
nach Höherem, Geistigen stand denen der Sinn.
Ingenieure, Theologen, Pädagogen, Ärzte, Professoren
und viele andere Honoratioren,
sind aus dieser Elite entstanden,
sie wirken heut` segensreich in unseren Landen.

Die Daheimgebliebenen konnten auch nicht ruh`n,
da gab es im Haus`, Wald und Feld viel zu tun.
Es wurde gehütet, behütet, geackert, gesät,
gekocht, gebacken und an Trachten genäht.

Kilometerweit und stundenlang gingen wir noch zu Fuß,
ohne dabei zu spühren den geringsten Verdruß.
Es war ja auch so herrlich und schön,
über die Täler und Höh`n.

Kam dann der herrliche Sommer in`s Land,
glühten Johannisfeuer um die Wette auf so manchem Hang.
In Urlaub brauchten wir nirgends hin zu geh`n,
bei uns zu Haus war es ja überall schön.

Die Freibäder waren der Bach und Mühlgraben,
als Badeanzug haben die Mädchen einfach die Schürzen getragen.
Das Wasser war kalt, dafür rein und gesund,
Freiluftsolarium auf den Wiesen rundum.

Schier unerschöpflich war die Schatzkammer Natur,
von Vitaminmangel war da bestimmt keine Spur.
Pilze, Beeren aller Arten und in Massen
konnte jeder gratis in Eimern und Körben sich fassen

Wer Lust hatte, konnte Forellen fischen,
und sie Mittags als Leckerbissen auftischen.
Die Krebse setzten sich zur Wehr,
und zwickten so manchen von uns mit der Scher.

Rotwild, Schwarzwild, Rebhuhn und Hasen,
sah man friedlich im Wald und Wiesen grasen.
Dabei spürte mancher Lust sich heimlich verstohlen
einen deftigen Braten für Sonntags zu holen.

So ging der schöne Sommer in`s Land,
im Herbst ging`s wieder zur Schule, das war allen bekannt.
Unsere Lehrer, das waren "Persönlichkeiten", auf sie konnte man schauen,
auf ihr Wissen und Erziehen konnte man bauen.

Im Herbst nach der Ernte sind Freunde und Nachbarn zusammengehockt-
nun wurde tage-und nächtelang Lekbar gekocht.
Dabei wurde vom Jog`la (Geist), Teden (Tödin) gar schaurig erzählt,
besonders vom Äujp (Alp), jenem Geist der Nachts einen quält.

Nach und nach haben sich alle wieder eingestellt,
die im Frühjahr hinausgezogen waren in die Welt.
Sie hatten alle viel erlebt und gesehen, aber sobald sie wieder ihre Häuser sah`n,
hatten nur noch drei Worte Bedeutung: "Dahaam est dahaam!"

Der Winter hat mit seiner Pracht
aus dem Dorf eine Märchenwelt gemacht.
Die Zeit war gekommen, die fetten Schweine zu schlachten,
aus denen wir dann Schinken, Preßwurst u. Stengelwurst machten.

Jetzt begann die Zeit der fröhlichen Feste,
denn Majales machen konnten die Schmiedshauer auch auf`s Beste.
Ob Feuerwehr, Dirndl- oder Maskenball,
Stimmung und Frohsinn war überall.

Doch die beliebtesten Feste in diesen Zeiten
waren die wichtigen und schönen Schmiedshauer Hochzeiten.
Da feierten tagelang die Jungen und die Alten,
es galt ja auch für Nachwuchs zu sorgen, um die Art zu erhalten!!!

Labrinz-Lena, Flaschko, Zigeuner, alle Schwachen und Alten
haben wir bei uns im Dorf und in den Familien behalten.
Es kam bestimmt niemanden in den Sinn,
sie zu schicken oder verbannen irgendwohin.

So ist es auch bis heute geblieben,
auch wenn wir durch Krieg in alle Winde zertrieben.
Überall, wo sich ein Häuflein zusammengesellt,
haben wir etwas auf die Beine gestellt.

Wir hielten zusammen in Elend und Not,
kämpften oft hart um das tägliche Brot.
Aber bald nach dem Krieg 1949 konnte man im Lande hier schauen,
fingen die Schmiedshauer schon wieder an,"ihre Häuser zu bauen".

Was heute von vielen Staatsmännern wird angestrebt,
haben wir bei uns Jahrhunderte schon vorgelebt.
Da waren Deutsche,Slowaken,Tschechen,Polen,Juden u. Madjaren,
wir haben uns Jahrhunderte lang, alle vertragen.

Alle Anderen achten und tollerieren,
die Eigenständigkeit dabei nie verlieren.
Von Vorurteilen frei und von Überheblichkeit keine Spur,
das ist doch in Wahrheit die edle Kultur.

So haben wir die Verpflichtung, solange wir noch leben,
unser Kulturgut und Brauchtum auch wieder weiter zu geben.
Denn bald kommt die Zeit, da sind w i r schon die Ahnen.
Unsere Nachkommen sollen wissen, wer wir waren und woher wir einst kamen!

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46. Brot, das ganz besonders geehrt wurde

Das angeschnittene Brot auf dem Tisch sollte nie mit der angeschnittenen Seite Richtung Türausgang zeigen, da dies bedeutete, daß das Brot aus dem Hause geht.

Beim Weggang aus dem Hause auf einen längeren Weg oder auf die Reise, sollte man nie ohne ein Stück Brot bei sich zu haben, losgehen. Es galt neben dem Hunger zu stillen, auch als Absicherung von Gefahren vor allem gegen das Jog`la (den Geist).

Brot wegwerfen galt als Sünde. Es gab immer eine Verwendung dafür, es wurde in den heißen Kaffee oder in das Scho`m-Lebät (Knoblauch-Suppe) eingebrockt.

Eine Schnitte Brot mit frisch geschlagenen Butter, (wreesch g`stiaräujtar Pottar) war eine Delikatesse. Es schmeckte auch: Eine Schnitte Brot mit Salz bestreut, ebenso mit kleinen Scheiben Knoblauch belegt, oder Brot zu Wallnüssen, bzw. mit Zwetschgen.

47. S p r u c h einer Schmiedshauer B ä u e r i n

Die Bäuerin brachte Essen den Mähern in`s Gebirge.

Es war ein sehr heißer Tag und die Bäuerin war geizig. Nachdem sie alles ausgepackt und die Männer sich hingesetzt hatten,
sagte sie zu den Mähern: "Eßt Käse, (Quark) Käse kühlt!"
("Eßt Käs, Käs kuüjt!")

Ein Mäher antwortete ihr darauf:
"Ich eß`Butter, und wenn ich
gleich verbrenne".
( "Eh eß Pottar, on beneh glei v`rprieh").

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48. Durch`s Schmiedshauer Jahr -
von Anni Brändl

Djoch`s Schmiedshajar Joa
von Eräujmo-Anni, Offenburg

Schmiedshau-
du schöne Au!
Du meiner Jugend wacher Traum,
meine herrliche Heimat.
Schmiedshaa-
du schena Aa!
Du meinar Jugend bochar Tram,
mei herrlechar Haam.
Frühlingsluft-
du warst mit Sehnsucht erhofft!
Es tropft von den Tannen und
von Eiszapfen auf dem Stall,
ein Jubilieren u. Erwachen überall!
Wiabetloft-
boest met Sehnsucht d`rhofft!
S`träpäujt von Tonna on von
Eiszo`m ow`m Stäuj,
Jubilijen on D`rboch`n ebaräujn!

Fastenzeit-
traurige Leut!
Jeden Abend sind wir versunken
ganz, beim schmerzensreichen
Rosenkranz.

 

Wos`nzeit-
traurega Leit!
Olla Ohmt seibar v`rson`ng
gonz, pom schmerzensreich`n
Ros`nkronz.
Osterfeier-
mit gefärbten Eiern, mit gebadeten
Mädchen, mit Striezel und Tücheltanz
u.mit des auferstandenen Heiland`s
Glorienglanz.
Ostarwajar-
met g`weäb`n Eijar, met g`po`n
Mahn, met Strezäuj on Tichäujtonz
on met`s Auferstehungs-Wett`les
Glorienglonz.
Heumachen-
mit lustigem Lachen,
mit Bürdentragen,
hinauf zur guten Kohlbergluft,
an dich denk` ich oft.
Heemoch`n-
met losteng Loch`n,
met Pie`ntrong,
nof zod`r gu`n Kojpjakloft,
of jana denk` eh oft.
Johannistag-
ein End` hat die Plag!
Schnell hinauf mit dem Stroh
und dem Holz, auf den Pfeifer.
Die Jungen springen über`s Feuer
mit Eifer.
G`honnestog-
a End hot d`Plog!
Schnuäuj nof mem Stroh
on mem Hojz,ow`n Feifar.
D`Puw`n sprenga ebes Wajar
met Eifar.
Saison - Landarbeiter-
ihr wart gescheit!
Mit den Vögeln seid ihr ausgezogen
m Frühling,
mit viel Geld, Brot und Getreide
seid ihr gekommen im Herbst spät.
Zbickäujleit-
ia boet g`scheit!
Men Wegäujn seitar ausg`zong
`m Wiabet,
met weuj Gäujd, Prot on Keanar
seitar komma `m Heabest spät.
Weihnachten-
da hat man müssen früh aufwachen,
wenn wir sind gegangen zur Rorate
mit der Stall - Latern`
zum Lob des Herrn.
Beinoch`n-
do ho`bar miss`n schia d`rboch`n
benbar sei gonga zod`r Orata
metar Stäuj - Lotejän
zom Lob des Hejän.

Heilig - Abend - Tisch-
mit gebackenem Fisch,
mit Lok`tsch`n, (Weißbrotspeise mit
mit Mohn oder Quark), Christbaum,

Äpfel, Nüssen u.Branntwein,
wir waren zufrieden,
es hat kein Geschenk müssen sein.

 

 

Heileg - Ohmt - Tesch-
met g`po`ng Wesch,
met Lok`tsch`n,
Bepäuj,
Äpäuj, Neß on Promp`bei,
b`r ba`n zowren,
`s hot ka G`schenk miss`n sei.
Winternacht-
du funkelnde Pracht!
Du klare Reinheit, du lichter Schein,
bei Dir würd` ich heute noch gerne sein.
Bentarnocht-
du wenkäujdenga Procht!
Du kloara Reinheit, du lichtar Schei,
po Dia bojlee heit no gejän sei.
Federnschleißen-
das tuh` ich immer preisen!
Es geschah mit Geschichte
von der Tödin, von Geistern
und vom Alp, so, daß es Dir
heiß geworden ist und kalt.
Wedenschleiß`n-
jas tuhleh inda preis`n!
`S boa met G`schich`n
vo d`r Teden, vom Jog`la
on vom Äujp, oß d`r est
haß g`buen on käujt.
Sautanz - Fest-
mit lustigen Gäst`,
mit Graupenwürsten, mit Kesselfleisch
und rotem Wein, du warst bei uns,
wenn der Schnee sah
zum Fenster herein.
Saitonz-
met losteng Gäst,
met Grau`mbjescht, met Stech
on ro`n Bei, du boest p`nons,
ben d`r Schnee hot g`seh
pom Wenstar rei.
Fasching-
mit Musik und Klang.
Es tanzen die Maskenträger
mit dem Eierkorb und auf dem
Spieß den Speck, hinunter den Weg.
Woschong-
met Musik on Klong.
`s tonz`n d` Luzen
mem Eijarkoeb on owem
Spes `n Speek, no `n Beeg.
Die Aussteuer überführen-
braune Rösser anschüren,
hoo-Ruck!
Die Truhe, den Küchenkasten,
die Betten und Kissen aufgeladen,
auf den mit Schleifen geschmückten
Leiterwagen.
`S Pettwijän-
prauna Ressäuj ohschijän,
hoo-Ruck!
`STregla, s`Kuch`nkastäuj,
d`Pettar on Päujstar ofg`lohn,
ow`n schniaräujg`schmick`n
Latarbong.
Hochzeit-
mit Trachtenbräuten,
ein langer Zug, mit Blechmusik
u. "Tschiehu-es-lebe-die Hochzeit!"-
Schrein, bis wir sind gegangen
zur Kirchtür hinein.
Wrendar-Zeit-
met Mied`la-Prait,
a longar Zog, met Plechbanda
on "Tschiehu-assa-Hochzet!"-
Schrei, pobar sei gonga
podar Kiechntia nei.
Gevatter-Wein u.Kinderkriegen-
mit der Natur siegen.
Zwei Jahre hat das Baby gelegen
an der Mutter Brust,
es hat gelächelt und getrunken
nach Herzenslust.
Vottarbei on Kendarkrieng-
metar Natua sieng.
Zbe Joa hot`s Baby g`läng
po d`r Muttar Prost,
g`lächäujt on g`tron`ng
noch Herzenslust.
Ade, Schmiedshau-
du schöne Au!
Alles ist vorbei! Aber denken wir zurück,
beginnen die Augen zu leuchten an
und im Herzen spürt man `s Glück.
Ade, Schmiedshaa-
du schena Aa!
Äujs est v`rpei! Odar denk bar z`reck,
wonga d`Ang zo leih`n oh
on `m Jaz spijät bar `s Gleck.
Unser Pfarrer
Jakob Bauer-
war immer das ganze Jahr mit uns,
als Kaplan, Pfarrer, Signore,
Monsignore und Prälat.
Im Schmiedshauer Herz
hat er den ersten Platz.
Und wir lassen ihn nicht weg!
Onsar Patarwetar
Jakob Bauer-
boa `s gonza Joa met ons,
äujs Koplo, Patar, Signore,
Monsignore und Prälat.
M`Schmiedshajar Jaz
hotar `n easch`n Plotz.
On bia lohna net wat!

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49. Johannisfeuer - G`honneswajar

Am Vorabend des Johannestages wurde nicht nur in Schmiedshau, sondern auch in der gesamten Sprachinsel des Hauerlandes das Johannisfeuer abgebrannt. Hier vermischt sich weltweites Brauchtum mit der Legende des hl. Johannes, denn nach alter Volksauffassung fällt die Sonnenwende, die bestimmend für diese Feier war, auf den 24. Juni.

Bei heranbrechender Dunkelheit versammelte sich die Dorfjugend und zog mit Musikbegleitung auf einen nahen, möglichst höheren Hügel als die "Konkurenz" im Dorf. In Schmiedshau waren es mehrere konkurierende Gruppen. Jede wollte das größte und das am längsten anhaltende, brennende Feuer vorweisen.

Schon mehrere Tage zuvor wurde die Feuerstelle vorbereitet. Als Kern diente eine mittelgroße Tanne oder Fichte. Zwischen die Astreihen stopfte man dürres Reisig und Stroh. Während des Abbrennens wurden bekannte Lieder gesungen. Über das abgebrannte Feuer sprangen zuerst die Mutigen. Danach übten sich eventuell zukünftige Paare.

Bevor sich die Teilnehmer mit fröhlichem Gesang auf den Heimweg begaben, erklang das bekannte Lied:

Deutsch:

in Mundart:

Heut`ist Johannestag,
morgen ist ein anderer Tag.
Was wird denn dann sein?
Nach der Hochzeit Gevatterwein!
Heit est G`honnestog,
Moeng est a ond`ra Tog.
Bo bet denn om sei?
Noch d`r Hochzet Vottarbei!

 

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